Die Spielräume für Investitionen seien auch in der jetzigen Unternehmensform groß genug, sagte Konzernchef Mathias Döpfner am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin. Wegen bestehender Kreditlinien sei es kurzfristig nicht nötig, etwas zu ändern. Mit Blick auf größere Zukäufe betonte Döpfner aber: "Langfristig ist es sinnvoll, möglichst flexibel zu sein, um gegebenenfalls dann mehrere kleine oder größere Schritte über externes Kapital zu finanzieren." Damit könne man dann vom "eigentlichen Vorteil einer börsennotierten Gesellschaft profitieren".

Springer hat 2015 seine Ziele bei Umsatz und Gewinn leicht übertroffen und will im laufenden Jahr weiter in sein Digitalgeschäft investieren. Der Vorstand hatte allerdings kürzlich mitgeteilt, die Axel Springer SE doch nicht in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) umzuwandeln. Damit wollte man sich ursprünglich stärker für externe Investoren öffnen, um das geplante Wachstum zum weltweit größten Digitalverlag zu finanzieren - und dabei gleichzeitig die Kontrolle von Verlegerwitwe Friede Springer zu sichern. Döpfner sagte, man mache sich Gedanken zu dem Thema. Er ließ sich aber nicht in die Karten schauen, wie künftige Zukäufe finanziert werden sollen. Es gebe Alternativen zur KGaA, die "wir jetzt sehr konkret durchdenken".

FRIEDE SPRINGER VERLIERT "EIN BISSCHEN LUST AM PROJEKT"

Döpfner begründete die Absage an eine KGaA, die etwa der Gesundheitskonzern Fresenius und der Waschmittelkonzern Henkel seit Jahren erfolgreich praktizieren, mit einer unerwartet großen Skepsis bei freien Aktionären und Finanzinvestoren. "Die sahen darin die Gefahr, dass ihre Rechte in Zukunft eingeschränkt werden könnten." Zudem habe Mehrheitsaktionärin Friede Springer letztlich "ein bisschen die Lust an diesem Projekt verloren".

Die 73-Jährige hält direkt 5,1 Prozent am Konzern und kontrolliert weitere 47,3 Prozent. Sie hatte erst am Mittwoch betont, es gebe wegen der ungeklärten Nachfolgeregelung - entgegen anderslautender Medienberichte - keinen Machtkampf im Konzern. "Ich weiß natürlich sehr wohl, dass ich Vorsorge treffen muss für den Zeitpunkt, ab dem ich nicht mehr selbst entscheiden kann", sagte Friede Springer in einem Interview. Sie will in weniger als zwei Jahren für eine Entscheidung sorgen.

KONZERNZIELE LEICHT ÜBERTROFFEN

Die Geschäftsziele für 2015 übertraf der Konzern leicht. Das Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) kletterte um 10,2 Prozent auf 559 Millionen Euro. Der Konzernumsatz des Herausgebers von "Bild" und "Welt" erhöhte sich um 8,5 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Für 2016 rechnet das Management mit einer Zunahme der Erlöse im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Der operative Gewinn dürfte im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. "Der Ausblick ist eher verhalten", sagte Analyst Jochen Reichert vom Bankhaus MM Warburg. Auch die NordLB-Experten sehen noch "Luft nach oben".

Springer will 2016 in die "beschleunigte Expansion" des Digitalgeschäfts investieren. Im Fokus stünden das Wirtschaftsportal Business Insider, die Nachrichtenplattform Upday sowie die mobile US-Einkaufsplattform Retale. Zudem will Springer das Wachstum beim Geschäft mit Kleinanzeigen im Internet - etwa Auto-, Job- und Immobilienportale - vorantreiben. Bei diesen Rubrikenangeboten sprang der Gewinn im Vorjahr um gut 40 Prozent auf 305 Millionen Euro nach oben. Das digitale Geschäft trug 2015 rund 62 Prozent zum Umsatz bei und 70 Prozent zum Gewinn, der Anteil an den gesamten Werbeerlösen kletterte auf 80 Prozent.