Berlin (Reuters) - Der Medienkonzern Axel Springer stimmt seine Belegschaft für 2023 auf Veränderungen ein und liebäugelt wieder mit einem Börsengang seines Jobportals.

"Ein weiteres großes Projekt für das nächste Jahr ist natürlich - idealerweise, wenn das Marktumfeld es zulässt - ein Börsengang von Stepstone", sagte Vorstandschef und Großaktionär Mathias Döpfner in einem internen Podcast an die Beschäftigten, der der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag vorlag. "Man kann sagen, dass StepStones beschleunigtes Wachstum und gute Rentabilität andere Bereiche, die aufgrund von Werberückgängen und der allgemeinen Konjunktur weniger rentabel waren, aufgefangen und es kompensiert hat." Zuerst hatte die Online-Plattform Meedia darüber berichtet.

Döpfner sagte in der Ansprache an die Beschäftigten, "unglaublich gut" laufe es wirtschaftlich auch bei Springers Werbetochter Awin sowie der Marketingfirma Bonial. Insgesamt sei es zu früh, um genaue Zahlen für den Konzern für 2022 zu nennen, aber November und Dezember seien überraschend gut ausgefallen. "Zusammengenommen wird Axel Springer sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn viel besser dastehen, als wir es in diesem Sommer für möglich gehalten hätten." Insgesamt sei das zu Ende gehende Jahr für den Konzern trotz der schwierigen Lage und des konjunkturellen Gegenwinds großartig gewesen.

Döpfner räumte ein, dass die sehr kostspielige Live-Berichterstattung bei Bild TV nicht zu einer relevanten Reichweite geführt habe. "Wir mussten einfach feststellen, dass das Konzept nicht funktioniert." Zudem müssten bei den Markengruppen "Bild" und "Welt" 2023 die Kosten gesenkt werden. Dabei werde "nicht alles angenehm sein", aber mit fundamentalen Umstrukturierungen werde man Fehler korrigieren.

Bereits Ende 2021 hieß es bei Insidern, dass Springer sein Stellenanzeigen-Portal 2022 an die Frankfurter Börse bringen wolle. Stepstone solle mit rund sieben Milliarden Euro bewertet werden und Springer habe die französische Investmentbank Rothschild mit den Vorbereitungen beauftragt. Doch dann kam der Ukraine-Krieg und die Plänen lagen vorerst auf Eis. Ein Börsengang wäre eine gute Gelegenheit für den 2019 bei Springer eingestiegenen US-Finanzinvestor KKR, zusätzlichen Wert zu schaffen. KKR ist inzwischen größter Springer-Aktionär mit 35,6 Prozent, gefolgt von der Verlegerwitwe Friede Springer (22,5 Prozent), Döpfner (21,9 Prozent) und dem kanadischen Co-Investor CPPIB (12,9 Prozent).

Stepstone veröffentlicht im Jahr nach eigenen Angaben gut 600.000 Stellenanzeigen von mehr als 150.000 Unternehmen und wickelt über 100 Millionen Bewerbungen ab. Das Jobportal beschäftigt etwa 4000 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern und machte 2021 rund 800 Millionen Euro Umsatz. Springer hatte das ursprünglich norwegische Unternehmen bis 2009 nach und nach erworben. Die Übernahme folgte Döpfners Strategie, in Technologien und Firmen zu investieren, die das klassische Kleinanzeigen-Geschäft der Zeitungen ersetzen könnten.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Klaus Lauer