Mehr als 20 Prozent der Springer-Aktionäre hätten das Übernahmeangebot von KKR fristgerecht bis zum vergangenen Freitag angenommen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Das hatte KKR zur Bedingung für seinen Einstieg gemacht. Der Investor hat sich mit der Verlegerwitwe Friede Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner verbündet. Zusammen kommen sie nun auf fast 70 Prozent an Axel Springer. "Dies ist ein wichtiger Meilenstein für unsere geplante strategische Partnerschaft mit KKR", sagte Döpfner. "Wir werden so zusätzliche Chancen nutzen können und unsere Wachstums- und Innovationsstrategie beschleunigen."

Das genaue Ergebnis soll am Mittwoch vorliegen. Die übrigen Aktionäre bekommen weitere 14 Tage Zeit, KKR ihre Aktien zu je 63 Euro anzudienen. Kartell- und Medienbehörden müssen dem Einstieg von KKR noch zustimmen; das gilt aber als Formsache.

Europas größter Digitalverlag holt sich den US-Investor vor allem ins Haus, um sein langfristiges Wachstum zu finanzieren. "Im Classifieds-Bereich bei Immobilien- und Jobportalen dürfte es Investitionen geben", sagte LBBW-Analyst Achim Wittmann zu Reuters. "Zudem wird wohl die Digitalisierungsstrategie bei den klassischen Medien weitergeführt werden." Döpfner hat bereits angekündigt, dass Springer in beiden Sparten "Weltmarktführer" werden wolle.

Branchenkreisen zufolge zeigte Springer - wie der Gebrauchtwagenhändler Auto1 sowie Investoren - bereits Interesse am Gebrauchtwagen-Portal AutoScout24. Springer lehnte einen Kommentar dazu ab. Einen Verkauf von AutoScout24 und damit die Aufspaltung des Kleinanzeigen-Portals Scout24 fordert derweil der aggressive US-Investor Elliott Advisors[ECAL.UL]. Der Scout24-Großaktionär verlangt in einem offenen Brief an das Scout24-Management auch ein Aktienrückkaufprogramm..

KKR KOMMT - EINFLUSS VON VERLEGERWITWE BLEIBT

Bei Springer erwarten Beobachter, dass KKR den Fokus auf die Rendite legen und dem Vorstand vor allem beim Kostenmanagement genau auf die Finger schauen wird. Der Springer-Betriebsrat positionierte sich zwar insgesamt "neutral" zur KKR-Offerte. Die Belegschaftsvertreter machten aber auch Sorgen deutlich und forderten bereits den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.

Im Fokus stand zuletzt auch die Zukunft der Zeitung "Welt", die anders als das Boulevard-Blatt "Bild" Verluste schreibt. Springer-Manager betonen allerdings, dass die "Welt" für das publizistische Selbstverständnis des Verlags sehr wichtig sei. "Das ist für uns nicht verhandelbar."

Die 76-jährige Großaktionärin Friede Springer und ihr Vertrauter Döpfner halten zusammen gut 45 Prozent an Springer und wollen ihre Aktien nicht verkaufen. Der Einfluss der Verleger-Witwe soll erhalten bleiben - selbst wenn KKR unerwartet die Anteilsmehrheit halten würde. Mittelfristig dürfte Springer dann vom Börsenzettel verschwinden.