"Für unsere Gesellschaft sehen wir das als gewaltige Chance", sagte Vorstandschef Erich Sixt am Mittwoch bei der Erläuterung der Jahresbilanz. "Wir glauben, dass die Krise für uns extrem positive Auswirkungen haben wird." Denn Mietautos würden nicht nur verstärkt als Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt. Auch Firmenkunden nutzten zunehmend die Angebote von Sixt, um flexibel zu bleiben und sich nicht durch jahrelange Verträge zu binden. Den Fahrdienst Uber sehe er mehr als Konkurrenz für Taxis als für das Autovermietungsgeschäft.

"Wir erwarten auch 2020 ein positives Ergebnis trotz der enormen Herausforderungen, vor denen wir stehen", bekräftigte Sixt. Zur Stabilisierung trage auch das Geschäft mit Lkw-Vermietungen bei. Der Konzern hatte bereits Mitte März von einem Umsatzplus und einem stagnierenden Gewinn im zurückliegenden Jahr berichtet und für das laufende Jahr vor einem Gewinneinbruch gewarnt. Der Umsatz sei im Januar und Februar gestiegen und nach der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie in Europa im März nicht dramatisch eingebrochen, sagte Sixt nun. Er erwarte eine Geschäftserholung bereits im Laufe dieses Jahres.

Im kommenden Jahr würden Umsatz und Vorsteuergewinn deutlich zulegen und auch die Werte von 2019 übertreffen, sagte Sixt. Er erwarte Nachholeffekte, nachdem die Reisemöglichkeiten nun infolge der Pandemie eingeschränkt wurden. "Der Bewegungsdrang der Deutschen ist groß." Sein Unternehmen habe schwere Zeiten wie die Ölkrise mit Fahrverboten 1973 und die Zeit nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ohne Verluste überstanden. Selbst die Einschätzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, es handle sich um die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg, halte er für "vollkommen verfehlt". Die Jahre des Lebensmittelmangels, die er unmittelbar nach dem Krieg erlebt habe, seien "eine wirkliche Krise" gewesen, sagte der 75-Jährige.