(neu: Schlusskurs an der Wall Street, Oanda)

NEW YORK (dpa-AFX) - Die Quartalszahlen von Tesla und Aussagen von Konzernchef Elon Musk zum Jahr 2022 und den Folgen der Lieferkettenprobleme haben am Donnerstag die Anleger vergrault. In einem weiter volatilen Marktumfeld mit deutlichen Schwankungen unter den Technologiewerten kamen die Papiere des Elektroautobauers immer stärker unter Druck. Am Ende stand ein Minus von 11,6 Prozent auf der Kurstafel. Bei gut 829 US-Dollar schlossen sie auf dem niedrigsten Niveau seit Oktober.

Tesla verdiente 2021 trotz der globalen Chipkrise und Problemen in den Lieferketten so viel wie noch nie in einem Geschäftsjahr. Gut 936 000 ausgelieferte Fahrzeuge bedeuteten ein Plus von 87 Prozent. Langfristig peilt das Unternehmen jährliche Wachstumsraten von rund 50 Prozent an. Die operativen Kennziffern seien außergewöhnlich und als Bedrohung für die herkömmlichen Autobauer zu sehen, schrieb Jefferies-Analyst Philippe Houchois. Sein Kursziel für Tesla lautet 1400 Dollar.

Doch da es weiter in den Lieferketten hakt, trat Tesla-Chef Musk etwas auf die Bremse. "Wir werden keine neuen Fahrzeugmodelle vorstellen in diesem Jahr", sagte er während einer Telefonkonferenz mit Analysten. Marktbeobachter Edward Moya vom Broker Oanda sah in dieser Aussage denn auch die größte Belastung. Viele Investoren hätten in der Teilnahme von Elon Musk an der Konferenz ein Indiz dafür gesehen, dass etwas großes angekündigt wird. Diese Hoffnungen seien dann herbe enttäuscht worden.

Die Pessimisten dürften den Mangel an neuen Modellen im Jahr 2022 hinterfragen, schrieb der Jefferies-Experte Houchois. Michael Hewson vom Broker CMC Markets wies zudem darauf hin, dass die geplanten Werke im texanischen Austin und in Brandenburg sich noch in Testphasen befänden, was darauf schließen lasse, dass es bis zu einer Komplettproduktion wohl noch dauere. Mit Blick auf die Wachstumsziele von Tesla sei dies ein Problem.

Die Tesla-Aktien hatten Anfang November ihr bisheriges Rekordhoch bei gut 1243 Dollar erreicht. Eine Massenbestellung durch den Autovermieter Hertz hatte die Rally zusätzlich angeheizt - und Tesla in die Liga der Unternehmen mit einer Marktbewertung von einer Billion Dollar gehievt. Danach setzten vor allem Aktienverkäufe von Konzernchef Musk die Titel unter Druck. Auf Twitter ließ er abstimmen, ob er sich von einem Zehntel seiner Tesla-Beteiligung trennen solle. Die Twitter-Nutzer befürworteten dies in der Mehrheit.

Anfang Januar kamen die Tesla-Anteile mit 1208 Dollar nochmal in die Nähe ihrer Bestmarke, rutschten dann aber mit dem Ausverkauf im Technologiesektor deutlich bis auf etwas über 851 Dollar zu Beginn dieser Woche ab. Mittlerweile liegt der Börsenwert mit nur noch 832 Milliarden Dollar auch wieder klar unter der Billionenschwelle. Als sehr hoch bewertet gilt Tesla damit aber immer noch.

Selbst wenn der Elektroauto-Pionier weiterhin Rekordgewinne einfahren sollte, werde man künftig noch mehr tun müssen, um die hohe Bewertung zu verteidigen, sagte Analyst Hewson. Denn der Wettbewerb werde sich in den nächsten Jahren erheblich verschärfen. Neue Konkurrenten tauchten auf, wie beispielsweise Rivian. Zudem würden Autobauer wie Ford, General Motors (GM) und Volkswagen ihre Angebotsplatte um E-Modelle erweitern./ajx/edh/mis/tih/he