San Fancisco/Oakland (Reuters) - Mit seiner ultimativen Forderung nach Überstunden stößt der neue Twitter-Eigentümer Elon Musk offenbar zahlreiche Beschäftigte des Kurznachrichten-Dienstes vor den Kopf.

In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage der App Blind wollten 42 Prozent der 180 Teilnehmer das Unternehmen verlassen. Ein weiteres Viertel bleibe nur widerwillig. Über Blind können sich Arbeitnehmer über ihre Firmen-Email registrieren und anschließend anonym untereinander austauschen.

Musk, der unter anderem auch den Elektroautobauer Tesla leitet, hatte Twitter-Mitarbeiter vor einigen Tagen vor die Wahl gestellt, "lange Arbeitszeiten mit hoher Intensität" zu akzeptieren oder mit einer Abfindung zu gehen. Es ist unklar, wie viele der Beschäftigten bleiben wollen. Die Umfrage verdeutlicht allerdings das Befremden über das Vorgehen Musks, der das Social-Media-Unternehmen seit der Übernahme vor drei Wochen auf links dreht.

So feuerte er zunächst die Hälfte der Twitter-Angestellten, um anschließend einige von ihnen um eine Rückkehr zu bitten. Kurz darauf schaffte er die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice ab. Außerdem will der selbsternannte "Absolutist der Meinungsfreiheit" die Verhaltensregeln auf dem Kurznachrichtendienst lockern und Twitter zur "genauesten Infromationsquelle" machen. Kritiker befürchten, dass sich der Dienst dadurch zum Tummelplatz für Falschmeldungen und Verschwörungstheorien entwickelt.

Die Umwälzungen haben inzwischen die Politik alarmiert. So riefen US-Senatoren die Verbraucherschutzbehörde FTC dazu auf, die Vorgänge zu prüfen. "In den vergangenen Wochen hat der neue Twitter-Chef Elon Musk alarmierende Schritte unternommen, die die Integrität und Sicherheit der Plattform untergraben haben."

Musk äußerte sich am Donnerstag per Twitter gelassen über mögliche Kündigungen. "Die besten Leute bleiben." Twitter selbst war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Das Unternehmen hat die meisten Mitarbeiter seiner Pressestelle verloren.

(Bericht von Sheila Dang, Paresh Dave und Hyunjoo Jin; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)