HANNOVER (awp international) - Der Reifenhersteller und Autozulieferer Continental spannt seine Aktionäre bei den Überlegungen zum Konzernumbau weiter auf die Folter. Es gebe im derzeitigen frühen Stadium weiter keine beschlussfähigen Pläne, betonte Vorstandschef Elmar Degenhart am Donnerstag in Hannover. Der Dax-Konzern nehme die Bedenken von Arbeitnehmervertretern ernst und diskutiere seine Überlegungen mit dem Konzernbetriebsrat. Der Vorstand strebe nach einer bestmöglichen Aufstellung für alle Beteiligten. Bis Mitte des Jahres sollen detailliertere Pläne auf dem Tisch liegen.

Conti hatte Anfang des Jahres Gedankenspiele bestätigt, den Konzern neu aufzustellen. Medienberichten zufolge könnte das in einer Holdingstruktur münden und etwa ein Listing der Reifensparte an der Börse umfassen. Einige Autozulieferer hatten unter Druck vom Kapitalmarkt in der Vergangenheit die stärkere Trennung ihrer Geschäftsbereiche in die Wege geleitet. So hat der britische Conti-Rivale Delphi sein angestammtes Zuliefer-Geschäft von den Zukunftsbereichen wie etwa den Assistenzsystemen abgetrennt.

Im vergangenen Jahr erzielte Conti auch unter dem Strich mehr Gewinn und will die Dividende anheben. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss stieg um 6,5 Prozent auf 2,98 Milliarden Euro. Zwar hatten Preissteigerungen bei Rohmaterialien zur Reifenproduktion belastet, ein Jahr zuvor hatten aber auch Sonderkosten unter anderem für Kartellverfahren mit fast einer halben Milliarde Euro zu Buche geschlagen. Die Dividende soll ähnlich stark wie der Gewinn um 25 Cent auf 4,50 Euro je Aktie klettern. Analysten hatten sich noch etwas mehr ausgerechnet.

Der Aktienkurs bewegte sich am Donnerstag kaum vom Fleck. Conti hatte bereits Anfang Januar erste Eckdaten vorgelegt, die der Konzern nun bestätigte. Der Umsatz war um 8,5 Prozent auf 44 Milliarden Euro gestiegen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte um gut 10 Prozent auf 4,75 Milliarden Euro zu.

Gewinnbringer war trotz gestiegener Kosten für Rohstoffe nach wie vor die Reifensparte mit einer bereinigten Umsatzrendite von 15,6 Prozent. Der Rückenwind von sinkenden Rohstoffpreisen für Naturkautschuk und andere Rohmaterialien habe sich im vergangenen Jahr in einen Gegenwind verwandelt, sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer. Im Vorjahr hatte die Marge noch 17,5 Prozent betragen. Dieses Jahr sollen weitere Kostensteigerungen nur noch mit rund 50 Millionen Euro belasten.

Dank des guten Laufs der weltweiten Automobilindustrie konnte die Autozuliefersparte ihre Rentabilität deutlich von 6,6 auf 8,4 Prozent steigern. Die Verkäufe von Sensoren und Elektronik für Fahrerassistenzsysteme etwa kletterten um 41 Prozent. Auch im Geschäft mit Antriebssträngen sah es besser aus, obwohl die Investitionen für Elektroautokomponenten belasteten. Conti sei vom umstrittenen Diesel-Antrieb nicht abhängig, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart. Der Selbstzünder stehe nur für 2 Prozent des Umsatzes.

Auch im Fahrzeuginnenraum profitiert Continental: Die Nachfrage nach Displays sowie nach Sicherheitselektronik habe die Umsätze in diesem Bereich nach oben getrieben. Insgesamt habe der Auftragseingang im Autozuliefergeschäft im vergangenen Jahr fast 40 Milliarden Euro erreicht.

An seinem Ausblick hält der Vorstand auch zwei Monate nach ersten Eckdaten im Januar fest. "Unser Start in das Geschäftsjahr 2018 bestätigt unsere Erwartungen", sagte Degenhart. "Unseren Erfolgskurs bei Wachstum und Profitabilität wollen wir fortsetzen." Das Management peilt einen Umsatzanstieg auf 47 Milliarden Euro sowie eine bereinigte Mindestrendite von rund 10,5 Prozent an - auf Basis konstanter Wechselkurse./men/stw/fba /