FRANKFURT (awp international) - Die Deutsche Bank sieht sich dank ihres Konzernumbaus für einen wirtschaftlichen Abschwung in Folge der Corona-Krise besser gerüstet. Allerdings sei es derzeit "noch nicht möglich, sämtliche Folgen für die Gesamtwirtschaft abzuschätzen", erklärte Vorstandschef Christian Sewing am Freitag. Im Geschäftsbericht heisst es, ein anhaltender Abschwung könnte die Bank "in erheblicher Weise" negativ beeinträchtigen.

An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Deutsche-Bank-Aktie setzte ihren Erholungskurs nach dem Rekordtief vom Montag vor dem Wochenende fort. Am späten Vormittag lag sie mit 7,48 Prozent im Plus bei 5,88 Euro und gehörte damit zu den stärkeren Titeln im Dax, der nach den Verlusten der jüngsten Zeit ebenfalls zulegte. Seit dem Jahreswechsel hat die Deutsche-Bank-Aktie inzwischen noch rund 15 Prozent eingebüsst. Am Montag war ihr Kurs zwischenzeitlich auf ein Rekordtief von 4,449 Euro gefallen.

Im vergangenen Jahr hatte der Konzernumbau tiefe Löcher in die Bilanz des grössten deutschen Geldhauses gerissen. Unter dem Strich standen rund 5,7 Milliarden Euro als Minus. Trotz des fünften Verlustjahres in Folge zahlt die Bank weiterhin Boni - wenn auch deutlich weniger als ein Jahr zuvor. Solche Zahlungen sorgen immer wieder für Kritik - daher will die Bank ihr Vergütungssystem überarbeiten.

Die variable Vergütung für die Mitarbeiter für 2019 schrumpft im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Fünftel (22 Prozent) von 1,9 Milliarden Euro auf 1,5 Milliarden Euro. Zum Teil erklärt sich dies mit dem Abbau von Stellen. Ende vergangenen Jahres zählte der Konzern 87 597 (Vorjahr: 91 737) Vollzeitkräfte. 583 (643) Mitarbeiter kassieren mehr als eine Million Euro Gesamtvergütung - einer davon kommt dem Geschäftsbericht zufolge auf mehr als 13 Millionen Euro.

Die Gesamtvergütung für den Vorstand, der im Jahresschnitt aus acht Managern bestand, beläuft sich für 2019 auf rund 36 Millionen Euro. Das ist ein Drittel (35 Prozent) weniger als im Vorjahr. Die damals zehn Vorstände hatten 55,7 Millionen Euro kassiert. Ein Grossteil wird mit Zeitverzug, abhängig vom Unternehmenserfolg ausgezahlt.

Konzernchef Christian Sewing hatte bereits bei der Bilanzvorlage Ende Januar angekündigt, dass der Vorstand für das Jahr 2019 auf Teile der erfolgsabhängigen Vergütung verzichten wird. Der Bonustopf für den Vorstand fiel nun mit rund 13,3 Millionen Euro etwa halb so gross aus wie ein Jahr zuvor (rund 26 Mio Euro).

Sewings Gesamtvergütung für 2019 summiert sich auf gut 5,0 Millionen Euro - nach 7,0 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Fast genauso viel (4,9 Mio Euro) kassiert der ehemalige Investmentbankchef und Konzernvize Garth Ritchie, der die Bank zum 31. Juli verlassen hatte.

In turbulenten Zeiten verstärkt die Bank ihren Aufsichtsrat mit einem weiteren prominenten Vertreter: Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer soll in das Kontrollgremium einziehen. Der 60-Jährige werden den Aktionären bei der Hauptversammlung am 20. Mai zur Wahl vorschlagen. Im Januar hatte die Deutsche Bank bereits Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel für ihren Aufsichtsrat nominiert. Gabriel wurde im März gerichtlich für den Posten bestellt und wird sich bei dem Aktionärstreffen im Mai ebenfalls zur Wahl stellen./ben/DP/stw/stk