WALLDORF (dpa-AFX) - Das Geschäft mit Software-Abos spielt SAP derzeit stärker in die Karten als erhofft. Im April hatte der Walldorfer Dax-Konzern, der am Sonntagabend überraschend den Börsengang einer US-Tochter angekündigte, die eigenen Prognosen wegen der Coronavirus-Pandemie noch stutzen müssen. Das erste Quartal ist bei SAP allerdings ohnehin das saisonal schwächste. Schon mit den Eckdaten des zweiten Quartals, die der Konzern vor knapp drei Wochen vorgelegt hatte, erwiesen sich die Geschäfte als widerstandsfähiger - auch wenn die gewohnten Zuwachsraten noch nicht wieder erreicht werden konnten.

Am Montag (07.00 Uhr) legen Vorstandschef Christian Klein und sein Finanzvorstand Luka Mucic nun die detaillierten Zahlen zur Jahresmitte vor. Schon bekannt ist: Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf 1,96 Milliarden Euro. Auch der Umsatz zog mit plus 2 Prozent auf 6,74 Milliarden Euro überraschend an, Experten hatten mehrheitlich mit einem Rückgang gerechnet.

Weil die Erlöse aus dem Abo-Geschäft weiter wuchsen und zugleich der Einmal-Verkauf von Lizenzen erneut einen Dämpfer erhielt, erhöhte sich der Anteil der wiederkehrenden Umsätze am Gesamtumsatz um 5 Prozentpunkte auf rund 73 Prozent. Der Umbau hin zu den besser planbaren Umsätzen zahlt sich damit in der Krise aus - sie sind quasi eine Versicherung gegen die stark konjunkturanfälligen IT-Ausgabenentscheidungen der Unternehmen.

Das kommt Vorstandschef Klein gelegen. Er muss die Milliarden-Zukäufe aus der Ära seines Vorgängers Bill McDermott auf Linie bringen. Die Kunden beklagten, die zusammengekauften Programme passten nicht so richtig zueinander. Kleins Hauptaufgabe ist es, die Software auf eine gemeinsame Basis zu stellen und sie stärker zu verzahnen.

Eines der unter McDermott zugekaufen Unternehmen soll jetzt wieder versilbert werden - zumindest teilweise. SAP will seinen jüngsten US-Milliardenzukauf Qualtrics überraschend an die Börse bringen. Der deutsche Konzern will nach der geplanten Platzierung in New York Mehrheitsaktionär der Marktforschungstochter bleiben.

SAP hatte den Kauf des US-Anbieters erst im November 2018 angekündigt und 8 Milliarden US-Dollar gezahlt. Mit dem Anbieter, der auf Marktforschungs- und Umfragedaten spezialisiert ist, wildert SAP vor allem im Revier des großen US-Cloudrivalen Salesforce. Eine endgültige Entscheidung über die Emission, den Zeitplan und die Bedingungen steht noch aus. Sie hängt laut SAP auch vom Marktumfeld ab.

Derzeit ist an den Märkten bei Technologie-Werten eine Rally ausgebrochen, weil Anleger wegen der Corona-Krise verstärkt nach Investitionsmöglichkeiten mit Zukunftsperspektive suchen. Auch der SAP-Kurs selbst ist zuletzt wieder in neue Rekordhöhen gestiegen. Das Unternehmen könnte also eine Gelegenheit nutzen, den Zukauf zu günstigen Bedingungen zu Geld zu machen.

Zuletzt hatte es in Walldorf aber auch Knatsch gegeben über das oft selbstbewusste Eigenleben der US-Zukäufe von SAP, Aufsichtsratschef Hasso Plattner hatte Vorstandschef Christian Klein daher ins Stammbuch geschrieben, die Cloudfirmen besser in den Konzern zu integrieren./men/zb