FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Fondsmanager Frank resümiert, wie beim Vergleich der beiden ungleichen prominenten Investor*innen Value gegen Growth abschneidet.

7. Februar 2022. FRANKFURT (pfp Adisory). Buffett gegen Wood 1:1. Der alte Haudegen Warren Buffett hat im "Duell der Star-Investoren" gegen Cathie Wood vor wenigen Tagen nachgezogen. Lag der 91-jährige Senior mit der von ihm geführten Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway noch vor wenigen Monaten scheinbar hoffnungslos zurück, konnte er zuletzt deutlich Boden gutmachen. Seit Ende Januar hat er in der Zweijahresperformance gegenüber der während der Corona-Pandemie zu Starruhm gekommenen Cathie Wood wieder die Nase vorne. Ihr Flaggschiff Ark Innovation, das sich während der ersten Halbzeit des aktuellen Zweijahreszeitraums im Kurs mehr als verdoppelt hatte, büßte in der zweiten Hälfte mehr als 50 Prozent ein und notiert damit momentan nur etwas über diesem Ausgangsniveau. Die Aktie von Berkshire Hathaway hat per saldo ein etwas besseres Ergebnis erzielt, vor allem durch eine Aufholjagd während der zweiten Halbzeit, und das unter bedeutend geringeren Schwankungen.

Zugegeben: Das ist ein "vogelwilder" Vergleich, wie man in Bayern sagen würde. Aber aus Anlegersicht ein legitimer, standen einige Anleger doch vor zwei Jahren tatsächlich vor der Wahl, entweder in das Wertpapier des Altmeisters Buffett oder das der Newcomerin Wood zu investieren. Die Anlagestile beider Star-Investoren unterscheiden sich deutlich. Buffett gilt als besonnener Value-Fan, Wood dagegen als risikofreudige Growth-Anlegerin.

Deshalb ist das aktuelle Überholmanöver Buffetts auch mehr als nur eine Episode im "Duell" zweier Star-Investoren. Wieder einmal fühle ich mich an die Jahrtausendwende erinnert. Seinerzeit galten Warren Buffetts Investmentprinzipien schon einmal als veraltet. Den jungen, internetaffinen Zockern schien damals die Zukunft zu gehören. Finanzmagazine ätzten auf dem Titelblatt beispielsweise: "Warren, what went wrong?" Heute wissen wir es besser: Die Stars des Dotcom-Booms sind längst in der Versenkung verschwunden, Warren Buffett mit seinem systematischen Investmentansatz ist immer noch da, sehr zum Wohlgefallen seiner Investoren.

Cathie Wood wiederum ist eine der "Ikonen" der jungen Anlegergeneration, insbesondere der Millennials. Während Buffett "seine" Investmentgesellschaft seit über 55 Jahren als Vorstandsvorsitzender führt, machte sich Wood erst vor einigen Jahren selbstständig. Mit ihrem 2014 gegründeten Unternehmen Ark Invest spezialisierte sie sich auf innovative, disruptive Unternehmen, u. a. aus den Bereichen Robotik, Energiespeicherung, DNA-Sequenzierung, Elektromobilität und Blockchain-Technologie. Berühmt machten sie ihre Prognose aus dem Jahr 2019, der Kurs des Elektroautobauers Tesla würde bis 2023 um das 20- oder 30-fache steigen, die bereits 2021 wahr wurde, sowie ihre zeitweise sehr vorzeigbaren Anlageerfolge. Da sie die Tesla-Aktie in ihrem Hauptfonds hoch gewichtet hatte, profitierten sie und ihre oft jungen und ETF-afinen Anleger auch direkt von ihrer zutreffenden Einschätzung.

Buffett (91 Jahre) versus Wood (66 Jahre) ist also nicht nur ein Duell zweier Anlegergenerationen, sondern auch ein Zweikampf grundverschiedener Anlagestile. Zwar ist Buffett meines Erachtens schon seit mehreren Jahrzehnten kein "klassischer" Value-Anleger mehr und sein Anlageprozess enthält einige Growth-Elemente, doch legt er unverändert großen Wert auf eine vertretbare (nicht unbedingt günstige) Bewertung, die sich zumindest in Teilen aus Vergangenheitsdaten ableitet. Bei Wood stehen dagegen stärker die Zukunftsaussichten der Unternehmen im Fokus. Das führt dazu, dass viele ihrer favorisierten Firmen nach herkömmlichen Bewertungsmaßstäben hoffnungslos überteuert erscheinen. Wie der Fall Tesla zeigt, lässt sich aber auch mit üppig bewerteten Aktien durchaus Geld verdienen.

Wie wird dieses Duell ausgehen? Wood konnte, anders als Buffett, noch nicht beweisen, dass ihr Anlageprozess auch über viele Jahrzehnte funktioniert. Unter Umgebungsbedingungen, die für hoch innovative Firmen optimal waren, hat sie dagegen in kurzen Zeiträumen hohe Renditen eingefahren. Ich bin gespannt, ob ihr sehr risikofreudiger und auf ein schmales Anlageuniversum zugespitzter Ansatz auf Dauer funktionieren wird. Meine Prognose: Das wird schwierig werden, und auf lange Sicht, also wenn Wood wenigstens 20 oder 25 Jahre "Track Record" voll haben wird, wird sie an die historischen Renditen von Buffett wohl nicht herankommen.

von: Christoph Frank, 07. Februar 2022, © pfp Advisory

Christoph Frank ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Roger Peeters steuert der seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktive Experte den DWS Concept Platow (WKN DWSK62), einen 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds, sowie den im August 2021 gestarteten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (WKN A3CM1J). Weitere Infos unter www.pfp-advisory.de. Frank schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

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