Tokio (awp/sda/afp) - Ein Anwalt des Automanagers Carlos Ghosn hat sich dafür entschuldigt, dass der frühere Nissan-Chef beim Verlassen der U-Haft in Japan als Handwerker verkleidet war. Der Jurist erklärte am Freitag, mit der Verkleidung hätte Ghosns Privatsphäre geschützt werden sollen.

Zudem hätte verhindert werden sollen, dass Journalisten ihn bis zu der Residenz verfolgen, wo er fortan unter strikten Auflagen leben wird. "Die Verkleidung wurde von mir geplant und ausgeführt", schrieb Takashi Takano. "Wegen meines amateurhaften Plans ist der Ruf beschädigt, den er sich sein Leben lang aufgebaut hat." Die Aktion habe vielen Menschen Schaden zugefügt, erklärte der Anwalt zerknirscht. "Es tut mir Leid."

Ghosn war am Mittwoch nach mehr als 100 Tagen in Tokio aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Für Erstaunen und Erheiterung sorgte seine Verkleidung: Der feinen Zwirn gewohnte Ex-Konzernchef trug eine blaue Arbeiterjacke mit orangefarbenen Reflektoren, eine hellblaue Schirmmütze und einen Mundschutz. Er stieg dann sogar in einen Minivan, auf dessen Dach eine Handwerkerleiter befestigt war.

Die Verkleidung wurde in japanischen Medien viel kommentiert. Einige Fernsehsender liessen sogar Komparsen mit der gleichen Bekleidung auftreten, um über die Verkleidung zu sprechen.

Der Automanager, der am Samstag 65 Jahre alt wird, war im November in Tokio festgenommen worden. Er ist unter anderem wegen Verstössen gegen Börsenauflagen angeklagt. So soll er jahrelang ein viel zu niedriges Einkommen bei Nissan deklariert und ausserdem persönliche Verluste auf den Autobauer übertragen haben. Ghosn bestreitet die Vorwürfe und sieht sich als Opfer eines "Komplotts" bei Nissan.