HEIDELBERG (dpa-AFX) - Der Baustoffkonzern HeidelbergCement scheint sich vom schwachen Jahr 2018 zu erholen. Auch die Nachfolge auf Unternehmenschef Bernd Scheifele hat sich geklärt, womit sich der Dax-Konzern jetzt voll auf die Zukunft und die geplanten Kosteneinsparungen konzentrieren kann. Was im Unternehmen los ist, was die Aktie macht und was Experten dazu sagen.

DAS IST LOS BEI HEIDELBERGCEMENT:

Im vergangenen Jahr lief es nicht rund für die Heidelberger. Vor allem das Wetter in den USA machte dem Unternehmen einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kam ein hoher Preisdruck wegen einer starken Konkurrenz im Indonesien-Geschäft, unerwartet hohe Energiekosten sowie insgesamt ungünstige Wechselkurse in Schwellenländern.

Mitte Oktober kappte das Management daher die Jahresprognose für den operativen Gewinn (Ebitda). Im Schlussquartal legte das Unternehmen dann noch einmal einen Endspurt hin, sodass der Ergebnisrückgang schlussendlich nicht so heftig ausfiel, wie von Experten erwartet.

Für das laufende Jahr will der Konzern vor allem eines: Sparen, um seine Schulden abzubauen. Konzernchef Bernd Scheifele hatte bereits erklärt, 2019 und 2020 insgesamt 100 Millionen Euro in Vertrieb und Verwaltung zu kürzen. Außerdem soll weniger Geld in den Aus- und Neubau von Werken sowie Zukäufe gesteckt werden. Zu den Plänen gehört auch, sich von Geschäftsteilen zu trennen.

Ende Februar verkaufte HeidelbergCement bereits einen Teil seines Aktienpakets am nordafrikanischen Branchenkollegen Ciments du Maroc und spülte so 140 Millionen Euro in die Kasse. Bereits im Dezember hatte sich das Unternehmen von einem Zementwerkgelände in Ägypten getrennt, im Januar folgte der Verkauf der Geschäfte in der Ukraine. Scheifele plant insgesamt Verkaufserlöse von 1,5 Milliarden Euro bis 2020. Näheres will der Konzern bei Vorlage der vollständigen Bilanz am 21. März bekanntgeben.

2007 hatte HeidelbergCement sich mit der Mega-Übernahme des britischen Baustoffeherstellers Hanson eine gigantische Schuldenlast aufgebürdet. Nach der Fusion der Konkurrenten Lafarge aus Frankreich und Holcim aus der Schweiz legte HeidelbergCement 2016 mit dem Zukauf von Italcementi nach. Nun müssen die Schulden erst wieder sinken, Übernahmen soll es daher vorerst nicht geben.

Immerhin ist an der Unternehmensspitze nun schon die Nachfolge geregelt: Auf Scheifele soll 2020 der derzeit stellvertretende Chef Dominik von Achten folgen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Analysten nahmen die besser als erwarteten Quartalszahlen und die Aussichten auf 2019 positiv auf. Insgesamt geben 12 von 20 im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten eine Kaufempfehlung aus, die anderen 8 sprechen sich dafür aus, die Papiere zu halten. Im Schnitt gehen Marktexperten von einem Kursziel auf zwölf Monate von 75,83 Euro aus. Aktuell liegt der Kurs etwa 10 Euro darunter.

Analysten der Schweizer Bank Credit Suisse gehen nach der "schwachen Leistung" 2018 von einem besseren Jahr für die Heidelberger aus, das von einem weiter moderaten Wachstum in Nordamerika und Europa getragen werde. Weitere Einsparungen sowie der Verkauf von Anteilen zum Schuldenabbau seien auch ihrer Ansicht nach der richtige Weg. Dabei sei aber eine erfolgreiche Umsetzung entscheidend, die allerdings Zeit koste.

UBS-Analyst Gregor Kuglitsch sieht weiteres Aufwärtspotenzial für die Aktie. Er hob seine Gewinnschätzungen mit Blick auf das besser als erwartet verlaufene Schlussquartal 2018 an.

Etwas zurückhaltender äußerte sich Deutsche Bank-Analyst Xavier Marchand. Die Kennziffern für 2018 seien noch nicht als positiver Wendepunkt für den Baustoffkonzern zu sehen, schrieb er. Es gäbe andere Unternehmen mit stärkerer Gewinndynamik.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Nachdem die Aktie im Januar 2018 auf den höchsten Wert seit der Finanzkrise geklettert war, ging es über das gesamte vergangene Jahr nur in eine Richtung: bergab. Infolge verloren die Papiere über 45 Prozent an Wert bis auf ein Tief Ende Dezember bei 51,84 Euro.

Seit dem Jahreswechsel geht es jedoch wieder aufwärts. So konnte die Aktie um über 20 Prozent zulegen. Ob das so weitergeht, hängt bei HeidelbergCement auch vom Wetter ab. Die Witterung beeinflusst die Geschäfte mitunter stark, mit entsprechenden folgen für den Kurs./hosbr/elm/mne/jha/

--- Von Philip Brändlein, dpa-AFX ---