München (awp/awp/sda/reu) - Der deutsche Schuhhersteller Birkenstock geht an die französisch-amerikanische Beteiligungsgesellschaft L Catterton und den Milliardär Bernard Arnault. Sie übernehmen eine Mehrheit an dem für seine Gesundheitssandalen bekannte Traditionsunternehmen aus Linz am Rhein.

Über Details sei Stillschweigen vereinbart worden, teilte Birkenstock am Freitag mit. Die Zustimmung der Aufsichtsbehörden stehe noch aus. Insidern zufolge wird Birkenstock mit rund vier Milliarden Euro bewertet.

Die Brüder Alexander und Christian Birkenstock behalten einen Minderheitsanteil, der dritte Bruder war vor einigen Jahren ausgestiegen. Birkenstock verspreche sich von dem neuen Eigentümer vor allem grössere Chancen auf dem asiatischen Markt, wo Catterton-Miteigentümer LVMH gute Verbindungen hat, hiess es weiter.

Ikone Birkenstock

Birkenstock habe sich zu "einer der wenigen ikonischen Marken" in der Schuhindustrie entwickelt, sagte Arnault. Geschäftsführer Oliver Reichert - der erste externe Manager in der Firmengeschichte - sagte dem "Handelsblatt", die Produktion werde in Deutschland bleiben, eine Verlagerung nach Asien werde es nicht geben.

Zu LVMH gehören Marken wie Louis Vuitton, Fendi oder Christian Dior; der Konzern betreibt weltweit tausende eigene Geschäfte, unter anderem in Luxus-Shoppingmalls in Singapur oder Hongkong. Birkenstock sieht nach eigenen Angaben Wachstumschancen unter anderem in China und Indien. Reichert, der seit 2012 an der Spitze des Unternehmens steht, hat den Schuhhersteller seither als Marke im Luxussegment etabliert.

CVC ausgestochen

L Catterton war 2016 aus dem US-Investor Catterton und den Finanzbeteiligungen des Luxuskonzerns LVMH entstanden. An Birkenstock beteiligt sich auch Arnault direkt, der Mehrheitseigner von LVMH und Christian Dior.

Sie hatten mit ihrem Gebot Insidern zufolge den Finanzinvestor CVC ausgestochen. CVC habe einen noch höheren Preis geboten, hiess es; ausschlaggebend für den Zuschlag sei aber gewesen, dass L Catterton und Arnault Zugang zur Branche hätten.

Birkenstock kam im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende September) mit rund 4000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 721 Millionen Euro. 2020 habe das Unternehmen ein Rekordjahr verbucht, obwohl die Produktion wegen des Corona-Lockdowns zwei Monate lang stillgestanden habe, sagte ein Insider: Die Nachfrage sei wegen der Pandemie ungebrochen. Nach Aussage einer mit dem Vorgang vertrauten Person wird Birkenstock bei dem Verkauf mit etwa dem 15-fachen des operativen Gewinns bewertet.