Zürich (awp) - Die Aktionäre der Grossbank UBS haben am Mittwoch an einer nur 80 Minuten dauernden Generalversammlung allen Anträgen des Verwaltungsrates zugestimmt. Die Zustimmungsraten zu Lohn- und Vergütungstraktanden fielen dabei etwas höher aus als im Vorjahr.

Wegen der Covid-19-Verordnung des Bundesrat fand die Versammlung ohne physische Präsenz der Aktionärinnen und Aktionäre statt. Über 14'000 Aktionäre gaben aber dem unabhängigen Stimmrechtsvertreter im Vorfeld ihre Instruktionen. Insgesamt waren so rund 2,1 Milliarden Aktienstimmen oder gut drei Viertel der Aktien vertreten.

GV via Webcast

Punkt 10.30 Uhr begrüsste Verwaltungsratspräsident Axel Weber die Aktionäre via Webcast. Er sass dabei nicht wie üblich in der St. Jakobshalle in Basel, sondern in einem Zimmer im Zürcher UBS-Konferenzzentrum Grünenhof, zusammen mit Konzernchef Sergio Ermotti und einer Handvoll weiterer Vertreter der Bank und der Revision.

Es konnten zwar Fragen und Anträge gestellt werden - die Antworten und Bemerkungen von VR-Präsident Weber darauf fielen aber sehr kurz aus. Die wenigen Zusatzanträge von Anteilseignern waren allerdings ohnehin zum Scheitern verurteilt, da sich die Aktionäre bereits im Vorfeld zu potentiellen Zusatzanträgen äussern mussten und entsprechend keine Blanko-Checks für solche Anträge ausstellen wollten.

Rund 85 Prozent der Aktionäre bzw. der Stimmen hatten so im Vorfeld ein Nein zu solchen möglichen Zusatzanträgen angestrichen, knapp 15 Prozent sprachen sich in einem solchen Fall für Enthaltung aus. Genau in diesem Verhältnis wurden die wenigen Anträge von einzelnen Kleinaktionären denn auch abgelehnt.

Problemlose Entlastung

Nachdem der UBS-Spitze letztes Jahr vor allem wegen des erstinstanzlich verlorenen Prozesses in Frankreich die Entlastung verweigert worden war, versuchte der UBS-Verwaltungsrat diese Klippen diesmal zu umschiffen. Das tat er, indem er bei der diesjährigen Abstimmung zur Entlastung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung das Frankreich-Thema explizit von der Décharge ausnahm. Entsprechend ging die Abstimmung mit einem JA-Stimmenanteil von knapp 94 Prozent problemlos über die Bühne.

Wie VR-Präsident Weber in diesem Zusammenhang zudem sagte, beeinflusst die Corona-Krise auch den Terminplan im Frankreich-Prozess, bei dem es um Steuerhinterziehung und Geldwäscherei geht und bei dem die UBS vor gut einem Jahr zu einer Busse und Schadenersatzzahlung von insgesamt 4,3 Milliarden Euro verurteilt worden war.

Der Berufungsprozess hätte Anfang Juni in die zweite Runde gehen sollen. Nun sei aber unklar, wann er stattfinden werde, sagte Weber. Zurzeit seien die Gerichte in Frankreich geschlossen. Das Urteil könnte deshalb auch erst im nächsten Jahr gefällt werden.

Weber gab sich gleichzeitig erneut zuversichtlich, dass das harte Urteil in der Revision milder ausfallen wird als im ersten Prozess. "Wir vertrauen auf die französische Justiz und sind zuversichtlich, dass unsere Argumente vom Appellationsgericht angehört, gewogen und für stichhaltig befunden werden", sagte er.

Dividenden-Zweiteilung angenommen

Normalerweise sind bei den Generalversammlungen der Grossbanken die hohen Boni und Löhne das Hauptthema. Ohne physische Präsenz der Aktionäre gingen nun aber auch diese Traktanden mehr oder weniger schlank über die Bühne. Die JA-Stimmen waren durchs Band etwas höher: Der Vergütungsbericht für das letzte Geschäftsjahr erhielt in einer Konsultativabstimmung eine Zustimmungsrate von 84,6 Prozent, im Vorjahr waren es lediglich 79,4 Prozent gewesen.

Etwas mehr Zustimmung als im Vorjahr erfuhren aber auch die bindenden Abstimmungen über die Vergütung der Geschäftsleitung für das letzte Jahr (in Höhe von 70,25 Mio Fr.) sowie über die maximale fixe Vergütung (33,0 Mio) im kommenden Jahr. Eine ganz leicht freundlichere Stimmung für sich ausmachen konnte auch Axel Weber. Er wurde mit 92,4 Prozent für ein weiteres Jahr als VR-Präsident gewählt, letztes Jahr war die Zustimmung mit 92,2 Prozent ein Hauch tiefer gewesen.

Und wenig überraschend stimmten die Aktionäre auch dem Dividendenantrag des Verwaltungsrates zu. Die Hälfte der ursprünglich vorgesehenen Dividende von 0,73 US-Dollar wird sofort ausbezahlt, der Rest geht in eine extra geschaffene Dividenden-Reserve. Eine ausserordentliche GV, die für den 19. November geplant ist, soll dann über die zweite Ausschüttung abstimmen.

uh/ra