Düsseldorf/Frankfurt (awp/awp/sda/reu) - Kurz vor der Entscheidung zum Verkauf der Aufzugssparte von Thyssenkrupp hat der Schindler-Konzern die Übernahmepläne des Konkurrenten Kone scharf kritisiert und mit einer Klagewelle gedroht.

"Wir nehmen die Bestrebungen von Kone sehr ernst", sagte Verwaltungsratsmitglied Alfred Schindler in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir gehen davon aus, dass weitere Wettbewerber Klagen einreichen würden, weil ein Zusammenschluss von Kone mit Thyssenkrupp Elevator zu gross wäre. Da können wir kein Auge zudrücken", fügte er hinzu. "Wir würden voraussichtlich Klagen in Europa, den USA, Kanada, China und möglicherweise auch Australien einreichen." Diese Verfahren würden mindestens drei bis vier Jahre dauern.

Alfred Schindler hatte den Konzern von 1985 bis 2011 geführt. Die Familien Schindler, Bonnard und ihnen nahestehende Parteien kontrollieren 71,1 Prozent der Stimmen. Thyssenkrupp will bis Ende des Monats entscheiden, wie die Ertragsperle des Konzerns versilbert werden soll.

Börsengang als Option

Neben einem kompletten oder teilweisen Verkauf hält sich der kriselnde Thyssenkrupp-Konzern einen Börsengang offen. Kone hat Insidern zufolge ein Bündnis mit dem Finanzinvestor CVC geschlossen und bestätigt, ein Angebot in der Grössenordnung von in etwa 17 Milliarden Euro vorgelegt zu haben. Durch einen Zusammenschluss der Aufzugsgeschäfte von Thyssenkrupp und Kone könnte ein neuer Weltmarktführer entstehen.

"Otis ist seit rund 100 Jahren die Nummer Eins. Wir sind seit über 30 Jahren die Nummer Zwei", sagte Schindler. "Man darf ruhig davon ausgehen, dass weder Otis noch Schindler sich damit abfinden, verdrängt zu werden."

Details noch geheim

Schindler würde im Fall eines Zusammenschlusses auf zwei Wegen vorgehen: "Wir werden kartellrechtliche Klagen einreichen und im operativen Tagesgeschäft reagieren." Schindler würde sich grosse Mühe geben, eine Übernahme von Thyssenkrupp Elevator durch Kone zu stoppen, denn die Aufzugsbranche sei schon jetzt extrem konsolidiert. "Wir haben gar keine Wahl." Details wolle er nicht nennen. Überraschung sei Kern jeder Abwehr-Strategie. "Eine Strategie, die man im Voraus bekannt gibt, würde jeder Regel der Kriegsführung widersprechen."

Thyssenkrupp will mit dem Verkauf Mittel für den Umbau des seit Jahren kriselnden Konzerns gewinnen. Im Rennen ist Insidern zufolge auch ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Advent, Cinven und der Abu Dhabi Investment Authority, das von der Essener RAG-Stiftung unterstützt wird. Eine weitere Bieter-Gruppe besteht aus Carlyle, Blackstone und dem Canada Pension Plan Investment Board. Hinzu kommt der kanadische Investor Brookfield, der sich mit Temasek aus Singapur verbündet hat.