Berlin (Reuters) - Wochenendarbeit, Nachtdienste, wenig Lohn: Der Boom im Online-Handel stellt viele Beschäftigte der Post-, Kurier- und Expressdienste vor Herausforderungen.

63 Prozent der Erwerbstätigen in dieser Branche schoben im vergangenen Jahr auch an Wochenenden und Feiertagen Dienst, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Damit ist ihr Anteil wesentlich höher als in der Gesamtwirtschaft, wo er 36 Prozent beträgt. "Auch Nachtarbeit ist in der Branche verhältnismäßig häufig", fanden die Statistiker heraus. 15 Prozent arbeiteten zumindest gelegentlich zwischen 23.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens. Unter allen Erwerbstätigen sind es nur elf Prozent.

Vom Boom der Paketdienste profitieren die Beschäftigten allerdings nur teilweise. "So fiel der Verdienstzuwachs in der Branche in den vergangenen zehn Jahren nur etwas mehr als halb so hoch aus wie in der Gesamtwirtschaft", hieß es. Im Vergleich zu 2010 stieg der Bruttomonats­verdienst um 15,6 Prozent. Im selben Zeitraum legten die Verdienste insgesamt dagegen um 25,6 Prozent zu.

Vollzeitbeschäftigte der Branche verdienten 2019 durchschnittlich 2924 Euro brutto im Monat - knapp 1000 Euro weniger als der Durchschnitt aller Beschäftigten. Bei den rund 92 Prozent, die als Fachkraft, angelernte oder ungelernte Kraft arbeiteten, lag der Bruttoverdienst teilweise deutlich niedriger: Ungelernte etwa kommen auf 2019 Euro.

Die Zahl der Erwerbstätigen in der Branche wuchs von 2010 bis 2018 um 17,3 Prozent auf 521.000. Die rund 16.100 Unternehmen setzten 2018 etwa 42,6 Milliarden Euro um, ein Plus von 5,1 Prozent zum Jahr davor. Allein die 26 größten Unternehmen erzielten einen Jahresumsatz von rund 34 Milliarden Euro, was 80 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht.

Paketdienste profitieren vom Boom im Online-Einzelhandel. Der hat sich in diesem Jahr auch als Folge der Corona-Pandemie verstärkt: Von Januar bis September setzte der Online-Einzelhandel real 21,2 Prozent mehr um.