Man hatte mit einem Anstieg von 3,3% auf Monatsbasis gerechnet, bereinigt um Lebensmittel- und Energiepreise, doch der CPI lag bei 3,2%. Diese kleine Differenz von 0,1 Prozentpunkten machte jedoch einen großen Unterschied, wie die Bewegungen bei den Aktienindizes (der S&P 500 in Weiß) und bei den Anleiherenditen (die 10-jährigen US-Anleihen in Blau) zeigen.

Quelle: Bloomberg

Zur Erinnerung: Bewegungen bei den Zinsen lösen Reaktionen bei den Aktien aus, nicht umgekehrt. Warum? Wenn die Rendite von Anleihen signifikant über der Rendite von Aktien (über Dividenden) liegt, müssen sich letztere anpassen, um sozusagen wieder wettbewerbsfähig zu werden. Das heißt, sie fallen und erhöhen dadurch mechanisch die Rendite. Dieses Phänomen wurde bereits ausführlich bei Aktien mit hohen Dividenden (zum Beispiel bei Versorgungsunternehmen, Telekommunikation, Immobilien) kommentiert.

Warum war der CPI wichtig?

Die US-Notenbank Federal Reserve änderte ihre Haltung im letzten Ausschuss von 2024 und nahm eine "hawkishere" Einstellung an, und das, obwohl sie die Leitzinsen um 25 Basispunkte senkte, während die US-Wirtschaft gut dasteht. Die Anleger befürchten daher eine Rückkehr der Inflation, was als Fehler der Fed angesehen wird. Warum senkt sie ihre Zinsen, obwohl der Arbeitsmarkt angespannt bleibt und das Ziel einer Rückkehr der Preise auf 2% noch nicht erreicht wurde?

Ein weiteres Fragezeichen wirft das aktuelle Niveau der US-Verschuldung auf. Obwohl das Land wächst und es keine offenen Kriege gibt, bewegt sich die Verschuldung auf dem gleichen Niveau wie während des Zweiten Weltkriegs, rund 120% des BIP.

Es stellt sich also die Frage nach der (Re-)Finanzierung, zumal in der ersten Jahreshälfte große Fälligkeiten zu erwarten sind.

Quelle: Bloomberg

Um seine Schulden zu finanzieren, muss das US-Finanzministerium also Anleihen verkaufen, was die Renditen in die Höhe treiben und somit auf die Aktienmärkte drücken könnte.

Wer hält die US-Schulden?

Historisch gesehen waren China und Japan die Hauptgläubiger der Vereinigten Staaten. Das ist immer noch teilweise der Fall, aber die Fed liegt weit vorn. Und ein kurioses Detail: Sie stößt auch ihre Anleihen ab, um die Geldmenge zu reduzieren, während sie gleichzeitig die Zinsen senkt. Ein scheinbarer Widerspruch.

Quelle: Bloomberg

Um die Diskussion anzuregen, überlassen wir es Ihrer Scharfsinnigkeit, das folgende Diagramm zu analysieren. In Weiß sehen Sie die Performance des S&P 500 seit der großen Finanzkrise von 2007-2009. In Rot ist die Bilanz der Fed dargestellt, inklusive der verschiedenen Phasen des "Quantitative Easing" und "Quantitative Tightening". Fällt Ihnen etwas Überraschendes auf? 

Quelle: Bloomberg