Die EZB hatte bereits signalisiert, dass der Pfad der Zinssätze nicht in Stein gemeißelt sei und eine weitere Lockerung der Geldpolitik nur auf der Grundlage makroökonomischer Daten erfolgen würde. Leider sind diese Daten weit davon entfernt, Anlass zur Freude zu geben. Der von Citi veröffentlichte Index für wirtschaftliche Überraschungen zeigt, dass die Eurozone dringend einen monetären Impuls benötigt.
Auf der positiven Seite – und man muss ja etwas Positives finden – führt diese wirtschaftliche Schwäche zu einer besseren Kontrolle der Inflation. Tatsächlich liegt der Verbraucherpreisindex in der Eurozone im September auf Jahresbasis bei +1,7%, ein Rückgang um 0,1 Prozentpunkte, im Vergleich zu +2,4% in den Vereinigten Staaten. Dies gibt der EZB offenbar genügend Freiraum, um die Zinssätze weiter zu senken, besonders da die politische Lage in ganz Europa angespannter wird. Die Ratingagentur Fitch hat die französische Staatsverschuldung auf negative Aussichten gesetzt (was implizit eine Herabstufung der Bonität bedeutet) aufgrund der unkontrollierten Zunahme der öffentlichen Ausgaben. Tatsächlich bleibt der Spread zwischen der französischen OAT und der deutschen Bundesanleihe (Bund) hoch über dem Ausbruchspunkt vom letzten Juni bei einer Überschreitung der 63/65. Ein Überschreiten der 80 könnte dann eine Aufwärtstendenz (Widening) in Richtung 110/112 auslösen.
Was einen der Pfeiler Europas betrifft, das Schengener Abkommen, so wird dieses ernsthaft in Frage gestellt mit der Wiedereinführung von Grenzkontrollen in Deutschland und Polen.