Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen der großen Notenbanken verdirbt den europäischen Aktienanlegern erneut die Laune.

Der Dax fiel am Freitag um 0,7 Prozent auf 13.887 Punkte und der EuroStoxx50 verlor ein Prozent auf 3798 Zähler. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen im Minus. "Alles, was die Börse haben wollte, war eine fette Weihnachtsgans, jedoch hatten Lagarde und Powell andere Geschenkideen", sagte Michael Hewson, Chefstratege beim Online-Broker mit Verweis auf EZB-Präsidentin Christine Lagarde und US-Notenbankchef Jerome Powell. "Die jahrelang von der Geldpolitik verwöhnten Anleger bekamen im wahrsten Sinne des Wortes einen Korb. Einen Korb voller Argumente für höhere Zinsen für längere Zeit."

Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) entschieden sich bei ihren jüngsten Beratungen zwar für ein gedrosseltes Zinserhöhungstempo. Sie betonten aber gleichzeitig, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht vorbei sei. Commerzbank-Anlagestratege Christoph Rieger geht nun davon aus, dass die EZB auf 3,25 Prozent - einschließlich 50 Basispunkten im März und die Fed auf 5,25 Prozent gehen werde, "was für einen anhaltenden Druck auf die Renditen und Spreads spricht."

Vor diesem Hintergrund warfen Investoren erneut bereits gehandelte, niedriger verzinste Staatsanleihen aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 2,173 Prozent von 2,083 Prozent am Vortag. "Sie dürfte in den kommenden Wochen auf 2,35 Prozent steigen", prognostizierten die Analysten der Citigroup. Im kommenden Jahr seien 2,7 Prozent möglich. Zweijährige Bundesanleihen rentierten am Freitag mit bis zu 2,455 Prozent - so hoch wie zuletzt vor 14 Jahren.

"HEXENSABBAT" SORGT FÜR UNRUHE - ÖLPREIS AUF TALFAHRT

Daneben hielt der große Verfall an den Terminmärkten Börsianer auf Trab. "Im Dax dürfte ein harter Kampf um die so wichtige 14.000-Punkte-Marke entbrennen", sagte Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners. Denn am aktuellen "Hexensabbat" liefen zahlreiche Terminkontrakte aus, die mit diesem Dax-Stand verknüpft seien.

Am Rohstoffmarkt schürten die Zinserhöhungsspekulationen die Furcht vor einem Konjunkturabschwung und einer sinkenden Nachfrage, kommentierten die Analysten der ANZ Bank. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 2,3 Prozent auf 79,32 Dollar je Barrel (159 Liter). Die US-Sorte WTI verlor ebenso stark auf 74,30 Dollar pro Barrel.

Bei den deutschen Aktienwerten stach Teamviewer mit einem Kurssprung von zeitweise 10,7 Prozent heraus. Das war das größte Plus seit der Vorlage der Quartalsergebnisse vor sechs Wochen. Der Spezialist für Fernwartungssoftware zieht sich als Trikotsponsor bei Manchester United zurück. Die Entscheidung bringe massive Einsparungen für das Unternehmen und verbessere die Ertragskraft, sagte ein Börsianer.

In London winkte Games Workshop mit einem Plus von zeitweise 17 Prozent der größte Tagesgewinn seit drei Jahren. Der Online-Händler Amazon sicherte sich für seinen Streaming-Dienst Amazon Prime die Filmrechte des Spiels "Warhammer 40.000" des britischen Herstellers.

Eine Mahnung der britischen Luftfahrtbehörde (CAA) setzt dem Billigflieger Wizz Air zu. Die Titel der ungarischen Fluggesellschaft fallen in London um knapp sechs Prozent auf 2111 Pfund. Die verzögerten Rückzahlungen an Kunden und die Wartezeiten bei der Bearbeitung von Beschwerden seien besorgniserregend, teilte die CAA mit.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Hakan Ersen. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)