Der an Börsen außerhalb des chinesischen Festlandes gehandelte sogenannte "Offshore-Yuan" fiel am Dienstag zeitweise auf ein Rekordtief. Im Gegenzug stieg der Dollar an Handelsplätzen wie Hongkong oder Singapur um bis zu 0,6 Prozent auf 7,1397 Yuan. An den chinesischen Festlandbörsen stabilisierte sich Kurs bei 7,0357 Yuan.

Nach der Ankündigung der chinesischen Zentralbank, in Hongkong kurz laufende Yuan-Anleihen im Volumen von umgerechnet 3,8 Milliarden Euro ausgeben zu wollen, drehte der Dollar-Kurs ins Minus und verlor 0,5 Prozent auf 7,0661 Yuan. Derartige Emissionen dienten dazu, Wetten auf einen weiteren Kursverfall der chinesischen Währung zu verteuern, sagte Commerzbank-Analyst Hao Zhou.

Allerdings bereite Investoren allein die Tatsache Kopfschmerzen, dass der Dollar erstmals seit 2008 die psychologisch wichtige Marke von sieben Yuan wieder durchbrochen habe, sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. "Zuletzt hatte die chinesische Zentralbank bei Eskalationen interveniert, auch um die Handelsgespräche nicht zu gefährden. Diesmal ließ die People’s Bank of China den Markt gewähren. Vielleicht ein Zeichen, dass Peking kaum noch Hoffnung auf eine baldige Einigung mit den USA hat."

Anleger fühlten sich zudem an 2015 erinnert, als Chinas Zentralbank die Währung abwertete, um eine Abkühlung der Konjunktur abzufedern, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Die aufkeimende Furcht vor möglichen Folgen für die Weltwirtschaft stürzte damals die Börsen weltweit in Turbulenzen.

Die chinesische Währung ist nicht frei handelbar, sondern darf an den Festlandsbörsen einen von der Notenbank täglich vorgegebenen Kurs nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschreiten. Rein rechnerisch würde ein Dollar-Kurs von 7,40 Yuan die Beeinträchtigung der chinesischen Konjunktur durch die US-Strafzölle ausgleichen, sagte Deutsche Bank-Experte Stephan. "7,20 Yuan pro US-Dollar scheinen mir aber als 'neue Grenze' für die Zentralbank zunächst realistischer."