Für das bis Ende März 2019 laufende Geschäftsjahr stellte Japans Platzhirsch am Mittwoch nur ein leichtes Absatzplus von 0,6 Prozent auf weltweit 10,5 Millionen Fahrzeuge in Aussicht. Ein Grund ist der stärkere Yen. Damit drohen die exportabhängigen Japaner nach Meinung von Analysten, den Anschluss an die Weltmarktspitze zu verlieren. Frank Schwope von der NordLB rechnet damit, dass der aktuelle Weltmarktführer Volkswagen in diesem Jahr rund um den Globus mehr als elf Millionen Fahrzeuge zu den Kunden bringen kann. Die Allianz aus Nissan, Renault und Mitsubishi, die Volkswagen dicht auf den Fersen ist, werde sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Wolfsburger liefern.

Volkswagen hatte Toyota trotz des Dieselskandals vor zwei Jahren entthront und lag auch 2017 mit 10,7 Millionen Fahrzeuge in Front. Renault-Nissan beanspruchte die Krone als weltgrößter Autobauer bereits für sich. Der selbstbewusste Konzernchef Carlos Ghosn argumentiert damit, dass seine Allianz im vergangenen Jahr die führende Automobilgruppe gewesen sei. Allerdings rechnet Ghosn anders als VW.

Die Rangfolge ist damit nicht festgeschrieben. Denn Toyota sammelt bereits Kräfte, um im Konzert der Großen bald wieder vorne mitzuspielen. Der japanische Vorzeigekonzern baut seine Zusammenarbeit mit den Partnern Mazda und Suzuki derzeit aus. Durch gemeinsamen Einkauf sowie Forschung und Entwicklung sollen die Kosten sinken. Mit dem früheren VW-Partner Suzuki hat Toyota gerade erst vereinbart, sich gegenseitig bestimmte Fahrzeugmodelle für den wachsenden indischen Markt zu liefern. Dadurch sollen Lücken in den Modellangeboten geschlossen werden.

EIN NEUER AUTO-RIESE ENTSTEHT

"Ein neuer japanischer Automobil-Riese scheint sich da zu formen", meint Schwope. Er rechnet damit, dass Toyota den Absatz von Mazda demnächst in die eigene Verkaufsstatistik einrechnen wird. Toyota und Mazda errichten in den USA gerade ein gemeinsames Montagewerk und haben die Zusammenarbeit durch eine Überkreuzbeteiligung untermauert.

Größeneffekte würden für Volumenhersteller wie Toyota und Volkswagen immer wichtiger, sagt Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg. Bis sich Elektroautos durchsetzten, müssten die Hersteller zumindest für eine Übergangszeit Fahrzeuge mit verschiedenen Antriebsarten anbieten. Dadurch stiegen die Kosten. VW könne ein vollelektrisches Kompaktklasse-Fahrzeug auf Basis des Elektrobaukastens über all seine Marken günstiger fertigen als ein kleinerer Hersteller. Auch Aufwendungen für Forschung und Entwicklung ließen sich in größeren Allianzen besser teilen. Tonn machte zugleich deutlich, dass Größe allein kein entscheidendes Kriterium sei, sondern die Ertragskraft.

Mit einem Betriebsgewinn von umgerechnet 18,5 Milliarden Euro war Toyota im abgelaufenen Geschäftsjahr der profitabelste Autohersteller der Welt und überflügelte damit die Rivalen Volkswagen und Daimler das fünfte Jahr in Folge. Mit einer operativen Gewinnmarge von 8,2 Prozent lag der japanische Konzern knapp vor Daimler (8,15 Prozent), aber deutlich hinter dem weltweit führenden indischen Produzenten Maruti Suzuki mit 11,3 Prozent. Volkswagen kam vor Sondereinflüssen auf eine operative Marge von 7,4 Prozent.

Beim Ergebnis muss Toyota dieses Jahr wegen der stärkeren Landeswährung allerdings kleinere Brötchen backen. Das Betriebsergebnis werde voraussichtlich um 4,2 Prozent auf umgerechnet 17,7 Milliarden Euro (2,3 Billionen Yen) zurückgehen, teilte das Management mit. Ein Anstieg der heimischen Währung bedeutet, dass japanische Autos im Ausland tendenziell teurer werden, was die Absatzchancen schmälert. Zugleich sind im Ausland erzielte Gewinne in heimischer Währung weniger wert. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler rechnet allerdings damit, dass Toyota noch Reserven hat und die Prognose im Jahresverlauf erhöhen wird.