Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Rezessionsängste haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag wieder auf Talfahrt geschickt. Der DAX fiel um 1,8 Prozent auf 12.913 Punkte. "Der Markt preist eine Rezession ein", so ein Händler. Er verwies auf mögliche Shut-Downs in der Industrie, falls sich die Gas-Knappheit weiter verschärft. Das Ausrufen der Alarmstufe für Gas habe die Sorgen verstärkt. Besonders stark unter Druck gerieten deshalb Autohersteller, Chemiekonzerne, Stahlkocher und besonders auch die Banken. Einige vergleichsweise konjunkturunabhängige Aktien waren dagegen sogar gesucht. Sie profitierten von den wieder sinkenden Renditen. Auch die Spekulation auf steigende Leitzinsen nahm mit den Rezessionsgefahren deutlich ab.

Noch gilt die 13.000er Marke nicht als nachhaltig unterschritten. Charttechnisch ist der Bereich um 13.000 wichtig: "Gelingt es der Angebotsseite, die Zone um 13.000 nachhaltig zu überrennen, wäre der Weg frei bis zum März-Tief bei 12.432 Zählern", sagte Christian Henke von IG Markets.


   Deutsche Bank und Commerzbank stark unter Druck 

Deutsche Bank brachen um 12,2 Prozent ein und Commerzbank um 11,8 Prozent. Banken litten unter den sinkenden Renditen sowie der Furcht vor Kreditausfällen bei einer Rezession. Thyssen verloren knapp 8 Prozent. Rheinmetall fielen um 5,6 Prozent, HSBC hat die Kaufempfehlung zurückgezogen und stuft die Aktien des Rüstungs- und Automotive-Konzerns nun nur noch mit Halten ein. Bei den Chemietiteln gaben K+S um 4,7 Prozent nach, für die Düngemittelproduktion ist ein hoher Einsatz von Gas notwendig. Bei den Autotiteln verloren Mercedes-Benz 6,1 Prozent.

Auf der anderen Seite stiegen Beiersdorf um weitere 1,5 Prozent. Adidas erholten sich um 1,3 Prozent. Bei den zuletzt stark gedrückten Essenslieferdiensten stiegen Hellofresh um 2,1 Prozent und Delivery Hero um 8,3 Prozent. Sartorius legten 1,9 Prozent zu, und auch Fresenius Medical Care sowie Fresenius konnten sich erholen.


   Verbio im freien Fall - G7-Gipfel könnte Biosprit-Verbot erlassen 

Der TecDAX zeigte mit einem Minus von 0,6 Prozent relative Stärke. Damit profitierte er ebenfalls von den sinkenden Renditen. Er hätte noch besser abgeschlossen, wenn Verbio nicht um 19,4 Prozent eingebrochen wären. "Am Markt wird ein Verbot von Biosprit zu Gunsten der Nahrungsmittelproduktion nicht mehr ausgeschlossen", so ein Marktteilnehmer. Beschlossen werden könnte es auf dem G7-Treffen auf Schloss Elmau, hieß es am Markt. Cropenergies gaben 6,5 Prozent ab.


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INDEX          zuletzt  +/- %  +/- % YTD 
DAX          12.912,59  -1,8%    -18,71% 
DAX-Future   12.899,00  -1,8%    -18,46% 
XDAX         12.918,72  -1,6%    -18,48% 
MDAX         26.499,68  -2,7%    -24,55% 
TecDAX        2.840,30  -0,6%    -27,55% 
SDAX         12.015,48  -2,2%    -26,80% 
zuletzt             +/- Ticks 
Bund-Future     147,82   +266 
 
Index   Gewinner  Verlierer  unv.  Umsatz Mio Euro  Mio Aktien  Vortag 
DAX           12         28     0          4.137,7       102,1    77,8 
MDAX           5         45     0            729,1        49,7    42,8 
TecDAX         7         23     0            727,1        26,5    24,9 
SDAX          14         55     1            150,5         9,3    13,4 
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June 23, 2022 11:54 ET (15:54 GMT)