Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Am deutschen Aktienmarkt sind die Kurse am Dienstag deutlich gefallen. Der DAX verlor knapp 1,6 Prozent auf 15.130 Punkte. Marktteilnehmer verwiesen auf Gewinnmitnahmen vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. "Früher oder später dürfte auch die EZB die Debatte über eine Rücknahme der Pandemie-Stützen beginnen", so Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Solche so genannten Tapering-Diskussionen um ein Ende der Anleihenkäufe durch Zentralbanken waren schon in der Vergangenheit immer wieder für längere Konsolidierungen und Rücksetzer an den Aktienmärkten gut.

Wasser auf die Mühlen der Tapering-Diskussion kam von deutschen Preisdaten. Im März ging es mit den Erzeugerpreisen um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben, erwartet worden waren nur 3,3 Prozent. Im Vormonat waren es sogar nur plus 1,9 Prozent gewesen. "Wir fragen uns, wann das auf die Verbraucherpreise durchschlägt und wann es die EZB zum Handeln zwingt", meinte ein weiterer Händler.


   China-Abhängigkeit drückt Adidas 

Im DAX verloren Infineon nach schwachen Vorlagen der US-Halbleiter-Aktien 4,1 Prozent. Deutsche Bank fielen ebenfalls um 4,1 Prozent und MTU um 3,9 Prozent. Auch Adidas gehörten mit einem Minus von 2,9 Prozent zu den größten DAX-Verlierern. Die Citi befürchtet nach einer Umfrage, dass vergleichsweise viele chinesische Konsumenten den Kauf von Adidas-Produkten wegen der ablehnenden Haltung des Konzerns zur Zwangsarbeit der Uiguren in der Baumwollindustrie einschränken könnten. Dabei hatte der Kurs von Adidas in der vergangenen Woche gerade von der Erwartung profitiert, der Umsatz in China könnte sich im ersten Quartal mehr als verdoppelt und damit auf das Niveau vor der Pandemie erholt haben.

Auf der anderen Seite stachen Deutsche Wohnen mit einem Plus von 1,6 Prozent heraus. Relativ gut hielten sich mit einem Minus von 0,4 Prozent auch Deutsche Post. Händler verwiesen auf das ideale Umfeld für den Versandhandel mit der Erwartung eines verschärften Lockdown.


   BMW und VW können trotz guter Zahlen Schwäche nicht trotzen 

Nach einem über weite Strecken widerstandsfähigen Handel kamen im Schlussgeschäft auch die Kurse von BMW und VW vergleichsweise stark unter die Räder. Der Münchener Autokonzern hat im ersten Quartal mehr verdient als im Vergleichszeitraum und die Markterwartungen übertroffen, der Kurs fiel trotzdem um 1,7 Prozent.

VW gaben nach Zahlen ihrer LKW-Tochter Traton um 2,5 Prozent nach, Traton selbst konnten sich knapp behaupten. Traton wird nach einem guten ersten Quartal zuversichtlicher für das Gesamtjahr. Die Volkswagen-Tochter hob das obere Ende der Prognosespanne für die erwartete Marge im laufenden Jahr an.


  Munich Re im Umfeld erster Zahlen schwächer 

Wenig Interesse gab es dagegen nach der Veröffentlichung erster Quartalszahlen an Munich Re. Die Aktie notierte 1,4 Prozent tiefer. Auf die Stimmung drücken Aussagen zu "überdurchschnittlich hohen Belastungen durch Großschäden".

Rheinmetall fielen um 4,6 Prozent. Die Zahlen lagen im Rahmen der Erwartungen, den Ausblick hat der Konzern im Unterschied zu anderen Branchenunternehmen lediglich bestätigt.

Im SDAX gewannen Zooplus 7,2 Prozent auf den neuen Rekordkurs von 269 Euro. Angesichts der günstigen Perspektiven für Tierbedarf hat JP Morgan das Kursziel auf 350 Euro von bisher 225 Euro angehoben.


=== 
INDEX              zuletzt   +/- %  +/- % YTD 
DAX              15.129,51  -1,55%    +10,28% 
DAX-Future       15.130,00  -1,79%    +10,69% 
XDAX             15.115,04  -1,77%    +10,58% 
MDAX             32.540,15  -1,69%     +5,66% 
TecDAX            3.471,52  -1,14%     +8,05% 
SDAX             15.699,37  -1,43%     +6,33% 
zuletzt          +/- Ticks 
Bund-Future         170,85      45 
 
Index   Gewinner  Verlierer  unv.  Umsatz Mio Euro  Mio Aktien  Vortag 
DAX            3         27     0          3.952,5        76,2    61,8 
MDAX          10         48     2          1.121,6        44,9    37,8 
TecDAX         6         23     1            942,5        29,7    27,6 
SDAX          12         57     1            243,4        11,7    11,7 
=== 

DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

April 20, 2021 11:50 ET (15:50 GMT)