Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem überraschend schwungvollen Start in den Mai mit einem neuen Jahreshoch ist der deutsche Aktienmarkt schwach aus dem Dienstag gegangen. Der DAX verlor 1,2 Prozent auf 15.727 Punkte. "Der Anstieg über 16.000 Punkte ist zum Ausstieg genutzt worden,", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf den Dreh nach dem frühen Hoch von 16.011 Punkten. Mit dem "Umfaller" des DAX sei die Gefahr groß, dass der breite Kursanstieg der vergangenen Monate nun erst einmal beendet sei. Im Blick stünden nun die Sitzungen der Notenbanken. Längerfristig dämpfe aber vor allem die Wirtschaftsflaute die Stimmung, sie drückte am Dienstag auch die Öl- und Rohstoffpreise stark nach unten. Der Goldpreis kehrte dagegen mit den sinkenden Renditen über die Marke von 2.000 Dollar je Feinunze zurück.

Der Markt erwartet, dass die US-Notenbank den Leitzins am Mittwoch um 25 Basispunkte in den Bereich von 5,00 bis 5,25 Prozent anheben wird. Die EZB dürfte der Fed am Donnerstag mit einem Zinsschritt um ebenfalls 25 Basispunkte auf dann 3,25 Prozent beim Einlagensatz folgen. Während der Markt damit allerdings ein Ende der US-Leitzinserhöhungen einpreist, werden von der EZB ein bis zwei weitere Schritte erwartet.

Die Inflation bleibt unterdessen nahezu unverändert hoch. Während sich der Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone im April sogar schon wieder beschleunigt hat auf nun 7,0 Prozent, ging die so genannte Kerninflation immerhin das erste Mal seit zehn Monaten zurück, wenn auch nur leicht auf 5,6 von 5,7 Prozent. Der Euro gab in der Folge leicht nach, im Verlauf erholte er sich aber wieder Richtung 1,10 Dollar.


   Infineon an der DAX-Spitze - Hohe Chipnachfrage der Autokonzerne 

Im DAX stiegen Infineon um 1,9 Prozent. Die Analysten von Equita verwiesen auf gute Geschäftszahlen der Wettbewerber OnSemi sowie NXP Semiconductors. Bei OnSemi lag der Ausblick für das zweite Quartal beim Umsatz 5 Prozent über den Erwartungen und beim Gewinn 11 Prozent. Auch NXP Semiconductors habe mit dem Ausblick auf das laufende Quartal positiv überrascht.

Daneben hielten sich neben einige konjunkturunabhängige Titel wie Qiagen oder Beiersdorf leicht im Plus. Auf der anderen Seite gaben Covestro schon wieder 4,3 Prozent ab, nachdem sie am Freitag noch mit einem Plus von gut 8 Prozent auf ihren guten Quartalsbericht reagiert hatten. Auch Vonovia und Commerzbank verloren mehr als 4 Prozent.

Unter den weiteren Einzelwerten zeigten sich Shop Apotheke 2 Prozent im Minus, obwohl sich Analysten positiv geäußert hatten. Nach den bereits gemeldeten guten Umsatzzahlen überzeuge das Unternehmen nun auch auf der Ertragsseite, hieß es. Die Analysten von Jefferies sprachen sogar von einem "Monster Beat".

Auch bei Traton (-3,8%) waren gute Nachrichten schon erwartet worden. Der angehobene Ausblick und die Netto-Cashflow-Prognose wurden zwar positiv gewertet. Das Unternehmen habe nach einem guten Startquartal aber bereits angekündigt, den Ausblick zu überarbeiten, hieß es.


   Stabilus schwach - SGL mit Satz nach oben 

Stabilus kamen um 5,2 Prozent zurück. Bei dem Gasfederhersteller hatte sich die Geschäftsdynamik im zweiten Geschäftsquartal 2022/23 im Vergleich zum Vorquartal etwas abgeschwächt. SGL Carbon machten nach einer Hochstufung durch die Deutsche Bank einen Satz um 7,9 Prozent. Software AG stiegen um 7,8 Prozent auf 33,30 Euro, nachdem nun auch Bain Capital Anteile erworben hat. "Ein Gegengebot wird immer wahrscheinlicher", so ein Händler mit Blick auf die 30 Euro, die Silverlake bieten will.


=== 
INDEX          zuletzt  +/- %  +/- % YTD 
DAX          15.726,94  -1,2%    +12,95% 
DAX-Future   15.855,00  -1,0%    +12,65% 
XDAX         15.748,52  -1,3%    +13,54% 
MDAX         27.456,06  -1,4%     +9,31% 
TecDAX        3.254,49  -0,4%    +11,41% 
SDAX         13.673,77  -1,0%    +14,66% 
zuletzt                +/- Ticks 
Bund-Future   136,28%    +68 
 
Index   Gewinner  Verlierer  unv.  Umsatz Mio Euro  Mio Aktien  Vortag 
DAX            6         34     0          3.606,4        82,2    94,4 
MDAX           7         41     2            514,0        37,9    41,8 
TecDAX        11         18     1            839,9        27,5    27,5 
SDAX          20         49     1            173,3         8,8    10,0 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/flf

(END) Dow Jones Newswires

May 02, 2023 11:52 ET (15:52 GMT)