MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Wirtschaftsweise Achim Truger hat sich für eine weitere schrittweise Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro bis Anfang 2023 ausgesprochen. Ein solches Vorgehen lasse sich "sozialpolitisch gut begründen" und würde "zu unmittelbaren Verbesserungen für zehn Millionen Menschen führen", sagte Truger der Online-Ausgabe des Münchner Merkur (www.Merkur.de).

Nach dem Willen des Gesetzgebers solle der Mindestlohn "ein armutsfestes, existenzsicherndes Lohnniveau" gewährleisten, sagte das Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR). "Davon wären selbst 12 Euro noch ein ganzes Stück entfernt."

Angesichts der laufenden Anpassung und der Forderungen von SPD, Grünen und der Linken nach einer weiteren deutlichen Anhebung des Mindestlohns hatte es zuletzt Befürchtungen gegeben, es könne zu einer Erhöhungsspirale kommen. Dem trat Truger jedoch entgegen. Die Kommission habe den Mindestlohn mit zeitlicher Verzögerung an die Tariflöhne angepasst "und dann ein wenig gesteigert".

"Entgegen aller Horrorszenarien" seien bislang "keine nennenswerten Jobverluste feststellbar". Falls die Politik nun ein "zweites Mal eingriffe und den Mindestlohn deutlicher auf ein existenzsicherndes Niveau anhöbe, wäre das immer noch keine Spirale und die Kommission könnte dann wieder übernehmen", sagte der Inhaber des Lehrstuhls für Sozioökonomie mit Schwerpunkt Staatstätigkeit und Staatsfinanzen an der Uni Duisburg Essen.

Zudem widersprach Truger der Kritik, eine Ausweitung des Mindestlohns auf 12 Euro könne zu Jobverlusten führen. Zwar gebe es hier "kein sicheres Wissen". Doch könne man den Mindestlohn wohl "ohne nennenswerte Probleme auf 60 Prozent des mittleren Stundenlohns anheben". Dies entspräche aktuell "etwa 12 Euro". Es empfehle sich aber, eine vorsichtige Anhebung, etwa in drei Schritten. Sollten Probleme auftauchen, könne man "dann immer noch reagieren", sagte Truger.

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September 24, 2021 17:03 ET (21:03 GMT)