FRANKFURT (awp international) - Am deutschen Aktienmarkt haben sich die Kurse am Donnerstag im Laufe des Vormittags etwas von ihren Verlusten zu Handelsbeginn erholt. Zwar lag der Dax zuletzt noch mit 0,63 Prozent im Minus bei 13 172 Punkten; im frühen Handel hatte der Leitindex aber um bis zu 1,7 Prozent eingebüsst und drohte unter die 13 000er-Marke zu fallen. Etwas eingetrübt wurde die Stimmung an der Börse von der Sitzung der US-Notenbank am Vorabend.

Die Fed will den Leitzins angesichts der Corona-Krise offenbar über Jahre hinweg an der Nulllinie belassen. Die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses erwarten überwiegend, dass sich am gegenwärtig niedrigen Zinsniveau bis ins Jahr 2023 nichts Wesentliches ändern wird. Zudem will die Fed die milliardenschweren Wertpapierkäufe "mindestens" im bisherigen Tempo fortführen. Das deckte sich zwar mit den Erwartungen, reichte den "geldpolitisch verwöhnten" Anlegern aber nicht mehr, wie ein Händler sagte.

Der MDax der mittelgrossen Börsentitel gab um 0,4 Prozent auf 27 579 Punkte nach. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor 0,8 Prozent.

Wie so oft in Phasen schwacher Aktienmärkte geriet der Automobilsektor unter Druck. Im Dax reichten die Kursverluste von BMW , Continental , Daimler und Volkswagen von 0,7 bis 1,7 Prozent. Papiere des Zulieferers Infineon zählten mit minus 1,4 Prozent ebenfalls zu den schwächsten Titeln im Dax.

Dass Delivery Hero für bis zu 230 Millionen Euro die lateinamerikanischen Aktivitäten des Konkurrenten Glovo übernimmt, stiess an der Börse auf Zustimmung. Gegen den schwachen Gesamtmarkt stieg der Kurs an der Spitze des Dax um 2,3 Prozent.

Grenke -Aktien erholten sich um 13 Prozent, nachdem sie in den vergangenen beiden Tagen um mehr als 50 Prozent eingebrochen waren. Sie hatten unter einer sogenannten Short-Attacke gelitten. Der selbsternannte Research-Dienst Viceroy hatte dem Leasing-Anbieter unter anderem Bilanzfälschung vorgeworfen - und vom darauf folgenden Kurseinbruch profitiert. Grenke weist die Vorwürfe zurück und will am Nachmittag und erneut am Freitag zu diesen Stellung beziehen.

RWE-Aktien gaben belastet von einer gestrichenen Kaufempfehlung der französischen Bank Societe Generale 0,9 Prozent nach. Eine Kaufempfehlung der Berenberg Bank trieb dagegen die Aktien von Fraport um 4,4 Prozent nach oben.

Im SDax der Nebenwerte rückten SMA Solar um 4,9 Prozent vor auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. "Das Thema Erneuerbare Energien steht in der Gunst der Anleger weit oben", sagte ein Börsianer und verwies auf eine voraussichtlich steigende Nachfrage Chinas./bek/zb