Die Weltwirtschaft wird voraussichtlich deutlich langsamer wachsen als bisher, der Brexit und die Schuldenprobleme Italiens bergen Sprengkraft. Gleichzeitig hat die Europäische Zentralbank (EZB) damit begonnen, vorsichtig ihre jahrelang lockere Geldpolitik zu straffen.

Es folgt ein Ausblick über die verschiedenen Anlageklassen:

ANLEIHEN

Der Anleihemarkt steht wegen der voraussichtlich endenden ultra-lockeren Geldpolitik und dem Beginn der Zinserhöhungsphase vor einem Wendepunkt, wie Anlagestratege Nick Samouilhan von der Investmentgesellschaft T. Rowe Price erläutert. Sollte es zu einem überraschenden Anstieg der Inflation kommen, müssten sich Investoren auf eine raschere Straffung der Geldpolitik einstellen. "Wenn sich die Wirtschaft aber verlangsamt, könnte Anleihen ein weiteres gutes Jahr bevorstehen und die Performance von Aktien übertreffen", sagt Samouilhan.

Die Analysten der Privatbank Metzler rechnen damit, dass die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen bis Ende 2019 auf 0,7 Prozent steigt. Derzeit liegt sie bei knapp 0,3 Prozent. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Helaba, traut diesem Papier bei einer strafferen Geldpolitik der EZB sogar eine Rendite von einem Prozent zu. "Der Refinanzierungssatz wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2019 auf 0,25 Prozent und der Einlagenzins auf minus 0,2 Prozent angehoben." Derzeit liegen diese Sätze bei 0,0 und minus 0,4 Prozent.

DEVISEN

Am Devisenmarkt ist der Ausstieg Großbritanniens aus der EU das Hauptgesprächsthema. "Im Falle eines 'No-Deal-Brexit' könnte der Kurs des Pfund Sterling auf unter 1,15 Dollar fallen und sich in Richtung Parität bewegen", sagt Portfoliomanager John Taylor vom Vermögensverwalter Alliance Bernstein. Sobald die künftigen Beziehungen dagegen geklärt seien, habe die britische Währung Luft nach oben.

Der Brexit könnte Experten zufolge auch dem Euro zusetzen, ebenso wie der Streit über die Haushaltspolitik Italiens. Wenn sich die politischen Krisen in Europa zuspitzten, müsse mit einem erneuten Kursrutsch des Euro gerechnet werden, warnt Martin Stürner, Chef des Vermögensverwalters PEH. "Ich kann mir einen Euro/Dollar-Kurs von 1:1 vorstellen." Aktuell kostet das Pfund knapp 1,27 Dollar.

Die Experten der DekaBank rechnen dagegen damit, dass der Euro im Vergleich zum Dollar wieder stärker wird. Grund dafür sei die tendenziell straffer werdende Geldpolitik im Euro-Raum. "Wir gehen davon aus, dass die EZB die Nettoanleihekäufe Ende des Jahres beendet und die Leitzinswende zunächst beim Einlagenzinssatz in der zweiten Jahreshälfte 2019 vollzieht."

ROHÖL

Die geplante Verringerung der Fördermengen durch die Opec-Staaten wird dem Ölpreis voraussichtlich nur bedingt helfen. Anleger konzentrierten sich auf andere Faktoren wie die Rekord-Produktion in den USA oder eine mögliche Abkühlung der Weltwirtschaft, sagt Xi Jiarui, Chef-Analyst der Beratungsfirma JLC. Außerdem bezweifelten sie, dass die Opec-Staaten sich an ihre Verpflichtungen hielten. Die 15 Opec-Länder sowie weitere wichtige Nicht-Opec-Staaten unter Führung von Russland wollen die Produktionsmenge ab 2019 um zusammen 1,2 Millionen Barrel pro Tag drosseln. Die Kürzungen sollen zunächst für sechs Monate gelten. Seit der Entscheidung von Anfang Dezember hat sie die Sorte Brent aus der Nordsee um knapp zehn Prozent auf derzeit etwa 55 Dollar je Barrel (159 Liter) verbilligt.

METALLE

Die Kursaussichten von Industriemetallen wie Kupfer beurteilt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, optimistisch. Anleger seien bei der Bewertung der Konjunktur des weltgrößten Abnehmers China zu pessimistisch. Bei Edelmetallen rät er dagegen zur Vorsicht. "Seinen Status als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten hat Gold zumindest aktuell verloren. Ich sehe derzeit zu wenig Preispotenzial für einen Einstieg."

KRYPTOWÄHRUNGEN

Konkrete Preisprognosen für Bitcoin und Co sind nach Meinung von Experten unmöglich. Brancheninsider gehen davon aus, dass die Cyber-Devisen ihre besten Zeiten bereits hinter sich haben und Bitcoin auf absehbare Zeit nicht mehr in Richtung seines Ende 2017 erreichten Rekordhochs von rund 20.000 Dollar kommt. Derzeit kostet ein Bitcoin noch rund 4000 Dollar. Immer mehr Miner - also Produzenten von Kryptowährungen - ziehen sich zurück, weil sich das Herstellen wegen hoher Stromkosten nicht mehr lohnt.

AKTIEN

Die US-Aktienmärkte werden sich im kommenden Jahr erneut besser entwickeln als ihre europäischen Pendants, sagt Analyst Maneesh Deshpande von der Barclays Bank. Grund hierfür sei das größere Gewinnwachstum in den USA. Der dortige Aufschwung werde sich 2019 zwar verlangsamen, aber im Durchschnitt der vergangenen Jahre bleiben. In Europa würden die Erwartungen dagegen kontinuierlich heruntergeschraubt. Außerdem leide die hiesige Wirtschaft überdurchschnittlich unter einer Abkühlung in den USA.