FRANKFURT (dpa-AFX) - Dem Dax bläst zu Beginn der Adventszeit ein zunehmend rauerer Wind entgegen. Die neue Coronavirus-Variante hat die Anleger kalt erwischt, so dass neue Rekorde im deutschen Leitindex zumindest bis Jahresende wohl nicht mehr zu erwarten sind. In der neuen Woche dürfte es vielmehr darum gehen, ob sich die Korrektur und damit die Talfahrt an den Börsen fortsetzt oder ob sich die Aktienmärkte auf ihren erreichten tieferen Niveaus stabilisieren.

Nachrichten rund um das Coronavirus hierzulande - aber auch länderübergreifend - bleiben daher im Fokus: zur neuen und womöglich bislang aggressivsten Variante B.1.1.529, über die Zahl der allgemeinen Neuinfektionen samt Hospitalisierungsraten und Todesfällen und außerdem mögliche Beschlüsse über Reisebeschränkungen und Lockdowns. Darüber hinaus stehen wichtige Wirtschaftsdaten aus den USA, der Eurozone und Deutschland selbst an und außerdem noch einige unternehmensspezifische Neuigkeiten.

"Die Weihnachtsrally war schon vor den Berichten über die Covid-19-Mutation mehr oder weniger zu Ende. Jetzt hat sie sich wohl endgültig erledigt", kommentierte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners die jüngsten Verwerfungen am deutschen Aktienmarkt. Dort hatte der Dax noch Mitte November eine Bestmarke bei knapp unter 16 300 Punkten erreicht, bevor es dann angesichts von rekordhohen Corona-Neuinfektionen steil abwärts ging. Die seit Mitte Oktober eingeheimsten Gewinne haben sich bereits wieder in Luft aufgelöst, auch wenn sich aktuell immer noch ein Jahresplus von etwa 13 Prozent ergibt.

Und trotz aller Vorsicht - pessimistisch sind die meisten Marktexperten auch angesichts der zugespitzten Corona-Lage noch nicht. "In den letzten Mini-Korrekturen kamen jedes Mal rasch Käufer in den Markt", erinnert Altmann. Und ein weiterer Marktexperte ergänzt: "Das Prinzip Hoffnung leuchtet nach jeder Korrektur mit dem Börsenslogan 'buy the dips'", was heißt: "Kauf, wenn die Kurse absacken". Auch Stratege Robert Greil von der Privatbank Merck Finck & Co. gibt sich zuversichtlich: "Auch wenn die Gefahr der neuen Virus-Variante noch schwer einzuschätzen ist: Sollte sich die Pandemie wesentlich verschlimmern und dadurch weitreichendere Lockdowns auslösen, dann werden sowohl die Regierungen wie auch die Notenbanken stärker als erwartet unterstützen - was dann wiederum die Börsen unterstützt."

Konjunkturseitig wird in der neuen Woche das Hauptaugenmerk wohl auf dem US-Arbeitsmarktbericht für November am Freitag liegen und auf den ISM-Einkaufsmanagerindizes am Mittwoch und Freitag, die wichtige Stimmungsdaten aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor liefern. Laut der Helaba sollten all diese Daten die robuste US-Wirtschaft, aber auch die Engpässe untermauern. Die Experten der Deutschen Bank erachten den Jobbericht dieses Mal vor allem vor dem Hintergrund der Frage für wichtig, ob die US-Notenbank das Auslaufen ihrer Wertpapierkäufe beschleunigen könnte.

In Europa stehen am Montag und Dienstag Daten zur Inflation im Blick, die sowohl hierzulande als auch in der gesamten Eurozone weiter gestiegen sein dürfte.

Unter den Einzelwerten gibt es ebenfalls ein paar spannende Themen. Am Dienstag legt der in Turbulenzen geratene Wohnimmobilienkonzern Adler seine Quartalsbilanz vor. Am Mittwoch dreht sich wohl die Aufmerksamkeit um Daimler, denn dann wird das Geschäft mit Lastwagen und Bussen aus dem Konzern herausgelöst und am 10. Dezember unter dem Namen Daimler Truck an die Börse gebracht.

Thyssenkrupp lädt einen Tag darauf zum Kapitalmarkttag ein. Börsianer erwarten von dem Stahl- und Industriekonzern tiefere Einblicke in den Konzernumbau. Zum Kapitalmarkttag von Allianz am Freitag erwarten Anleger und Investoren eine Aktualisierung der Unternehmensstrategie. Analyst Peter Eliot von der Investmentbank Kepler Cheuvreux rechnet darüber hinaus damit, dass der Versicherer einen starken Ausblick geben wird.

Am Freitagabend nach US-Börsenschluss schließlich steht die außerordentliche Überprüfung der Zusammensetzung der Dax-Familie durch die Deutsche Börse an. Index-Experten rechnen unter anderem damit, dass die weitgehend von Vonovia übernommene Deutsche Wohnen zurückkehrt und kurz vor Weihnachten einen Platz im MDax einnehmen wird. Außerdem wird erwartet, dass die vom Autozulieferer Continental abgespaltene Antriebstochter Vitesco in den SDax einziehen wird./ck/jsl/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---