FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der starken Dax-Erholung der vergangenen Wochen tun sich Börsianer mit der weiteren Richtungsbestimmung schwer. Angesichts der jüngsten Entwicklungen im chinesisch-amerikanischen Handelsstreit und beim Brexit hätten zumindest die politischen Risiken etwas Brisanz verloren, schrieb Volkswirtin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Eine Eskalation erscheine "derzeit wenig wahrscheinlich", da beide Seiten konstruktiv an einer Lösung arbeiteten. Beim Brexit sei zugleich eine gesichtswahrende Verschiebung möglich.

Zudem räumen Charttechniker dem deutschen Leitindex noch einige hundert Punkte Luft nach oben ein. Allerdings könnte es nach einen Plus von insgesamt über neun Prozent seit Jahresbeginn auch erst einmal abwärts gehen. "Insgesamt spricht vieles für die Annahme, dass sich der Dax in einer richtungsweisenden Phase befindet", fasst Windts Kollege Christian Schmidt die aktuelle Unsicherheit zusammen.

Charttechnik-Experte Andreas Büchler von Index-Radar sieht indes "nach wie vor keine Anzeichen von Ermüdung". Kurzfristig gebe es noch Luft bis knapp unter 11 900 Punkte für den Dax, was vom aktuellen Bewertungsniveau aus einem weiteren Plus von etwas mehr als 2 Prozent entspräche. "Dieses Restpotenzial dürfte jedoch nur im Idealfall realisiert werden", betont Büchler. Spätestens ab 11 850 Punkten stoße der Dax gleich auf mehrere charttechnische Widerstände, wie etwa die 200-Tage-Linie für den langfristigen Trend, wo die Anleger in der Regel Gewinne mitnähmen. Nach unten sieht Büchler das Börsenbarometer um die 11 350 Punkte abgesichert.

Im Fokus der deutschen Anleger bleibt die laufende Berichtssaison. Zudem dürfte die Bekanntgabe der Veränderungen in den Aktienindizes der Dax-Familie am späten Dienstagabend Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wirksam werden etwaige Änderungen, die für den MDax und den SDax erwartet werden, aber erst am 18. März.

Am Donnerstag folgt der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) und am Freitag der monatliche US-Arbeitsmarktbericht, der als wichtiger Faktor für die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed gilt.

Den Zahlenreigen am deutschen Aktienmarkt eröffnet am Dienstag der Spezialchemiekonzern Evonik. Tags darauf folgen der Chemikalienhändler Brenntag sowie der Immobilienkonzern TAG Immobilien. Beim Kochboxen-Anbieter Hellofresh und beim Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor geht es lediglich um endgültige Jahreszahlen.

Am Donnerstag geht es im Dax dann nochmals hoch her. Zwar haben bereits mehr als die Hälfte der 30 Unternehmen aus dem Leitindex berichtet, doch dann folgen der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA, die Deutsche Post und der Immobilienkonzern Vonovia. Endgültige Zahlen legt außerdem der Autozulieferer Continental vor.

Wie die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) über den bisherigen Zahlenreigen schrieb, ging die zuletzt schwächere Konjunkturdynamik bislang "nicht spurlos" an den Dax-Unternehmen vorüber. Sowohl die Zahlenwerke als auch die Unternehmensziele für das laufende Jahr hätten mehrheitlich die Erwartungen verfehlt. Dennoch, so hoben die LBBW-Experten positiv hervor, habe nur der Autobauer Daimler seinen Dividendenvorschlag gesenkt - alle anderen Berichtsunternehmen wollen ihre Gewinnausschüttung im Vergleich zum Vorjahr konstant halten oder sogar erhöhen./gl/ck/fba

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---