FRANKFURT (dpa-AFX) - Bislang hat der August seinem Ruf als schlechter Börsenmonat noch keine Ehre gemacht. Das könnte sich allerdings ändern, denn am Markt wurden zuletzt immer stärker die Risiken in den Vordergrund gerückt. Weltweit steigen wieder die Zahlen der vom Coronavirus Infizierten. Die Konflikte zwischen den beiden größten Volkswirtschaften USA und China nehmen an Breite und Brisanz zu. Und mit der Präsidentschaftswahl in den USA sind für die Marktakteure große Unsicherheiten verbunden.

Im Juli hatte der Dax bei 13 314 Punkten noch den höchsten Stand seit Beginn des weltweiten Corona-Börsencrash erreicht. Diesen Einbruch hatte der deutsche Leitindex fast komplett wieder aufgeholt. Dann aber ging der im März begonnenen Erholungs-Rally die Luft aus. Die Marke von 12 800 Zählern war zuletzt das höchste der Gefühle, an diesem Widerstand war das Börsenbarometer zuletzt immer wieder gescheitert.

Auch die allmählich auslaufende Saison der Quartalsberichte börsengelisteter Unternehmen konnte dem Gesamtmarkt keinen Schwung mehr verleihen. Zu unsicher sind vor allem die Aussichten auf den Rest des Jahres und zu stark hatten sich die Kurse zuvor schon erholt. "Im Moment fehlen neue Käufer, die auf dem aktuellen Kursniveau in den Markt kommen", konstatierte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Der Dax sei "auf Richtungssuche".

Gegenwind gab es in den vergangenen Wochen vom bärenstarken Euro. Die Gemeinschaftswährung stieg zum US-Dollar seit Anfang Juli um fast sieben US-Cent auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Für den mit zahlreichen Exporteuren gespickten Dax ist das eine schwere Bürde, dürften sich die ungünstigen Wechselkurse doch in den nächsten Quartalsberichten negativ niederschlagen. Während der Dax in der Phase des steigenden Euro noch um gut 2 Prozent zulegen konnte, brachte es der US-Leitindex Dow auf 6 Prozent.

Doch die Stärke des Euro ist eher eine Schwäche des Dollar. Denn dieser wertet auch zu anderen Devisen wie dem Yen, Schweizer Franken und britischen Pfund ab. "Der wesentliche Grund für die Dollar-Schwäche ist eine nachhaltige Kehrtwende der US-Geldpolitik", sagte Thu Lan Nguyen, Währungsexpertin der Commerzbank. Die Notenbank Fed dürfte die Leitzinsen auf absehbare Zeit bei nahe Null belassen. Damit unterscheide sich ihre Geldpolitik nicht mehr von der anderer wichtiger Notenbanken. "Insbesondere der europäischen Zentralbank", so die Analystin.

Sollten sich gute Umfragewerte des Demokraten Joe Biden im Rennen um die US-Präsidentschaft verfestigen, droht den Börsen auch von der politischen Seite Ungemach. "Das Pendel scheint bereits sehr stark zu Gunsten der Demokraten auszuschlagen. Aus Marktsicht könnte das wenig erfreuliche Entwicklungen wie Steuererhöhungen verheißen", sagte Strategin Stefanie Holtze-Jen vom Vermögensverwalter DWS. Sicher sei die Abwahl Trumps im November aber keineswegs.

Derweil spielt die Musik mit Blick auf die Geschäftsberichte in der neuen Woche eher in der zweiten und dritten Reihe. Aus dem Dax warten noch Nachzügler wie die Deutsche Telekom und die Stromkonzerne RWE (beide am Donnerstag) und Eon (am Mittwoch) mit Quartalszahlen auf.

Überschaubar ist die Agenda der Konjunkturdaten. Die vom ZEW Institut am Dienstag zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturerwartungen dürften sich im August den zweiten Monat in Folge eingetrübt haben. "Grund hierfür ist klar die steigende Zahl von Neuinfektionen weltweit und speziell in Europa im Zuge der Feriensaison", merkte die Landesbank BayernLB an. Unterstützung für die Aktienkurse ist also von dieser Seite zumindest nicht zu erwarten./bek/la/he

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---