FRANKFURT (dpa-AFX) - Auch in der neuen Woche dürften am Aktienmarkt die hohen Corona-Infektionszahlen in Deutschland, Europa und noch mehr in den USA die Haupttrolle spielen. Erfolgsmeldungen zur Wirksamkeit von Impfstoffen gegen das Virus entfachten zuletzt keine Euphorie mehr, die daraus resultierenden Kurssteigerungen verpufften rasch. Vielmehr bremsen die hochschnellenden Viruszahlen.

Die Landesbank Helaba erinnerte an Aussagen des Vorstandschefs Stéphane Bancel vom US-Biotechkonzern Moderna, dass "die neuen Impfstoffe im Kampf gegen Covid-19 nicht mit Silberkugeln verwechselt werden sollten, die die Pandemie mit einem Schuss zu eliminieren vermögen."

Und tatsächlich scheinen immer mehr Anleger inzwischen zu realisieren, dass der Weg aus der Krise noch weit sein wird und die von den Regierungen beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus länger auf den Unternehmensgewinnen lasten und die Börsenkurse ausbremsen können. Anleger werden deshalb besonders auf das für Mittwoch terminierte nächste Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder achten. "Dabei würde nicht verwundern, wenn die derzeitigen Maßnahmen verlängert und gegebenenfalls sogar nochmals verschärft werden", schrieben die Experten der Landesbank LBBW in ihrem Wochenkommentar.

Noch viel schlimmer als in Deutschland ist die Situation derzeit in den Vereinigten Staaten, wo die Coronavirus-Zahlen mit täglich fast schon 200 000 neuen Fällen zu explodieren scheinen. Regionale Beschränkungen sind daher nach Auffassung der Helaba nicht mehr zu vermeiden, auch wenn der gewählte US-Präsident Joe Biden einen landesweiten harten Lockdown bislang ausgeschlossen habe.

Welche wirtschaftlichen Folgen verlängerte Restriktionen haben werden, darüber dürften gleich am Montag der neuen Woche die Stimmungsdaten aus der Wirtschaft Aufschluss geben. Laut den Volkswirten der Commerzbank werden im Euroraum die Einkaufsmanagerindizes für November zeigen, dass der Lockdown vor allem die Aktivität im Dienstleistungssektor mit den bereits zuvor stark beeinträchtigten Bereichen Gastronomie, Tourismus und Veranstaltungsmanagement bremst. Die Erholung in der Industrie dürfte sich dagegen fortsetzen, so die Experten.

Auch beim am Dienstag anstehenden Ifo-Geschäftsklima für Deutschland sollte es laut Commerzbank niemanden überraschen, "wenn sich angesichts des deutlichen Anstiegs der Neuinfektionszahlen und den neuerlichen Einschränkungen die Geschäftserwartungen im November deutlich verschlechtert haben."

Der Dax kam zuletzt aus seiner Seitwärtsspanne zwischen 13 000 und 13 300 Punkten nicht heraus. Jedoch bewegt sich der Leitindex damit schon wieder auf einem hohen Niveau, stand er doch Ende Oktober mit im Tief 11 450 Punkten noch mehr als 1500 Punkte unter der runden 13 000er-Marke. Bei 13 050 Punkten sieht Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets derzeit weiterhin eine wichtige technische Unterstützung. Ob diese angesichts der Belastungen durch steigende Infektionszahlen in den kommenden Tagen noch standhalte, müsse sich zeigen.

Ob der Dax schon bald von 30 auf 40 Mitglieder aufgestockt wird, könnten am Dienstag die Ergebnisse der Deutschen Börse aus ihrer Investoren-Befragung zur Reform des Leitbarometers zeigen. Die Autoren des "Fuchs"-Börsenbriefs gehen davon aus, dass im kommenden Jahr zehn Titel mehr im Dax enthalten sein werden. Doch da der Index weiter aufgrund der Marktkapitalisierung gewichtet bleiben solle, werde es wohl kaum größere Verschiebungen in der Branchengewichtung geben, heißt es in der aktuellen Ausgabe. Ob die deutsche Wirtschaft besser abgebildet werde, bleibe zunächst abzuwarten.

Schließlich berichtet am Dienstag der Saatguthersteller KWS Saat über seine jüngste Geschäftsentwicklung. Nachzügler der Berichtssaison sind zudem die beiden Immobilienunternehmen Aroundtown und Instone Real Estate, die zur Wochenmitte beziehungsweise am Donnerstag die Zahlen vorlegen.

Insgesamt könnten für den deutschen Aktienmarkt gegen Ende der neuen Woche die Impulse etwas nachlassen, da in den USA wegen eines Feiertags am Donnerstag die New Yorker Börse geschlossen ist und am Freitag der Handel dort nur verkürzt stattfindet. Dann rückt allerdings auch der "Black Friday" ins Blickfeld - in diesem Jahr in der Corona-Krise mit dem Drang zum Online-Handel unter ganz besonderen Bedingungen./ajx/tih/he/fba

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---