FRANKFURT (dpa-AFX) - Sorgen vor steigenden Zinsen und einer einbrechenden Konjunktur dürften den deutschen Aktienmarkt auch in der neuen Woche fest im Griff haben. Neben dem Gebaren der Zentralbanker rückt allerdings ein weiteres Thema in den Fokus - die beginnende Berichtssaison. Der leidgeplagte deutsche Aktienmarkt könnte davon Experten zufolge profitieren.

Etwas Boden konnte der deutsche Leitindex Dax bereits in der abgelaufenen Woche gut machen - vor allem zu Beginn. Zum Wochenausklang schmolzen die Gewinne zwar etwas ab. Die 11 862 Punkten von Ende September - dem tiefsten Stand seit November 2020 - lässt der Dax aber klar hinter sich. Profitieren könnte der deutsche Aktienmarkt dabei auch von saisonalen Effekten: Das letzte Viertel im Jahr gilt gewöhnlich als die stärkste Börsenphase des Jahres.

Während es für US-Aktien noch viel Luft nach unten gebe, sei der düstere Konjunkturausblick in Europa weithin eingepreist, schrieben die Experten der DZ Bank. Möglich, dass die Unternehmen sogar zu niedrig bewertet seien. Denn nach den Berechnungen der DZ Bank sind gerade bei Zyklikern Kennzahlen eingepreist, die unter den Erwartungen der Analysten liegen. Vor diesem Hintergrund sehen die Experten in der anstehenden Berichtssaison durchaus Potenzial für positive Überraschungen. Mit einem Niveau von 12 800 Punkten zu Jahresende räumen sie dem deutschen Leitindex noch etwas Luft nach oben ein.

Als verfrüht stellten sich Experten zufolge die Hoffnungen auf weniger starke Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed heraus. Das machten unter anderem die steigenden Löhne und der anhaltend starke Arbeitsmarkt deutlich.

Das Inflationsgeschehen bleibe auch in den USA dynamisch, schrieben die Experten der Bayerischen Landesbank. Zwar tendiere die Teuerung jenseits des Atlantiks seit Juni abwärts. Die Energiepreise hingen in den USA aber vor allem am Ölpreis - und dieser habe nach der Förderkürzung durch das Kartell Opec+ wieder Aufwind bekommen. Zudem deuten ihnen zufolge Lohnerhöhungen und steigende Mieten auf eine hartnäckige Teuerung hin.

In der neuen Woche öffnen auf deutscher Seite zunächst Unternehmen aus er zweiten und dritten Reihe ihre Bücher. Dazu gehören About You am Dienstag, Gerresheimer und Auto1 am Mittwoch sowie Südzucker am Donnerstag.

Unter den internationalen Schwergewichten eröffnen wie gewohnt die US-Banken die Zahlenregen: JPMorgan, Wells Fargo, Morgan Stanley und Citigroup berichten am Freitag über ihr drittes Quartal. Ihnen zuvor kommt am Dienstag der Luxusgüter-Konzern LVMH.

Vonseiten der Konjunktur herrsche in der neuen Woche "Datenflaute", schrieben die Experten der BayernLB. Eine Ausnahme ist der Sentix-Konjunkturindex für die Eurozone am Montag. Der erste Frühindikator für den Oktober dürfte den spürbaren Abschwung der zweiten Jahreshälfte verdeutlichen, wie die Experten der Deka Bank schreiben.

Am Donnerstag könnten US-Inflationsdaten für September Aufschluss darüber geben, wie die Fed es zukünftig mit der Zinspolitik hält. Die Experten der BayernLB erwarten zwar einen leichten Rückgang auf 8,1 Prozent. Die Kernrate könne aber durchaus angestiegen sein.

Zwar nimmt der Preisdruck auf der Angebotsseite etwas ab, weil sich Lieferketten entspannen, wie die Experten der Deka Bank schreiben. "Die nachfragebedingte Inflation aber erweist sich bislang als hartnäckig zu hoch."/jcf/jsl/he

--- Von Jan Christoph Freybott, dpa-AFX ---