KÖLN (dpa-AFX) - Unter dem Eindruck der RBB-Krise zu Vorwürfen der Vetternwirtschaft erwägt der Westdeutsche Rundfunk (WDR) den Ausbau seines Compliance-Managements. Unter Compliance versteht man die Überwachung eines Regelwerks, das sich eine Organisation gibt, um zum Beispiel Korruption vorzubeugen.

WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau sagte am Mittwoch in der Rundfunkratssitzung in Köln, dass die jeweiligen Elemente des Managements bereits in dem öffentlich-rechtlichen ARD-Sender vorhanden seien. Zum Beispiel eine Anlaufstelle für sexuelle Belästigung, eine Antikorruptionsbeauftragte sowie ein Rechtsanwalt als externe Anlaufstelle/Ombudsmann für Hinweisgeber. Man denke nun darüber nach, eine übergeordnete Klammer zu schaffen - möglicherweise mit einem Compliance-Beauftragten. Der WDR will nun zunächst dazu externe Beratung hinzuziehen.

Derzeit werde eine Bestandsaufnahme des Compliance-Managements vorgenommen. Vom WDR hieß es: "Dieser Prozess wurde lange vor den Ereignissen im RBB angestoßen, die aktuellen Entwicklungen werden wir hier natürlich berücksichtigen."

Es war die erste Rundfunkratssitzung von WDR-Intendant Tom Buhrow, seitdem er für die zurückgetretene ARD-Chefin und abberufene Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger, den Vorsitz der Sendergemeinschaft übernommen hatte. Die RBB-Krise, die auf die ARD und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abfärbt, wurde breit diskutiert.

Intendant Buhrow betonte, dass es im WDR "undenkbar" sei, dass zum Beispiel Absprachen zwischen Chefkontrolleur und Senderchef stattfinden und die Infos dann nur flüchtig an die anderen Verwaltungsratsmitglieder übermittelt werden. Das steht derzeit als Vorwurf gegen Schlesinger und den zurückgetretenen RBB-Chefkontrolleur Wolf-Dieter Wolf im Raum. Zudem hieß es vom WDR, dass im Sender Bewirtungs- oder Reisekosten stets dokumentiert würden./rin/DP/nas