(Klarstellung im 2. Absatz: 13,5 Prozent rpt Prozent)

FRANKFURT (dpa-AFX) - In weniger als zwei Wochen von Euphorie zu Panik: Die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt hatte gerade erst so richtig Fahrt aufgenommen, und schon bereitete ihr die Furcht vor einer Rezession infolge des Ausbruchs des neuartigen Coronavirus ein jähes Ende. Die Aktienkurse stürzten ab - weltweit. Als sicher geltende Anlagen sind dagegen gefragt, wovon zuletzt Anleihen und Gold profitierten.

Der Dax brach mit einem Wochenverlust von zeitweise mehr als 13,5 Prozent so massiv ein wie seit der Weltfinanzkrise 2008 nicht mehr. Auch das wohl bekannteste Börsenbarometer der Welt, der US-amerikanische Dow Jones Industrial, war mit bislang 11 Prozent Wochenminus schwach wie lange nicht mehr. Nach dem Ursprungsland China melden immer mehr Staaten Infektionen mit Sars-CoV-2, leiten Quarantänemaßnahmen ein und sagen Großveranstaltungen ab. So fällt etwa der Genfer Autosalon dieses Jahr aus.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestand inzwischen ein, dass der neue Erreger "pandemisches Potenzial" habe und ohne die richtigen Maßnahmen "außer Kontrolle geraten" könnte. Auch wenn medizinische Fachleute wie der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, daran erinnern, dass bei der weit überwiegenden Anzahl der Infizierten nur erkältungsähnliche Symptome auftreten - die Folgen für die Wirtschaft sind schon jetzt massiv.

"Die exportorientierte deutsche Wirtschaft wird durch die Unterbrechung von internationalen Lieferketten besonders schlimm getroffen", sagte etwa Stefan Schneider, Chefvolkswirt für Deutschland bei der Deutschen Bank. Die Folgen des Coronavirus könnten in Deutschland durchaus zu einer Rezession führen. Chefstratege Michael Hartnett von der Bank of America sieht sogar für die ganze Weltwirtschaft zunehmende Risiken für einen Konjunkturabschwung.

Erst Mitte März rechnen die Experten der Investmentbank JPMorgan mit einem Höhepunkt der Erkrankungswelle - allerdings mit aller Vorsicht. Zu unterschiedlich und schwer vorhersehbar sei die Ausbreitung je nach Bevölkerungsdichte, medizinischem und hygienischem Standard oder auch nur dem Wetter.

Die Strategen von Goldman Sachs sind ebenfalls zunächst eher skeptisch für den europäischen Aktienmarkt, der nach seinem guten Lauf und gleichzeitig stagnierenden Unternehmensgewinnen ohnehin aus Bewertungssicht verwundbar gewesen sei. Entgegen ihrer vorherigen Schätzung im November 2019 rechnen sie in den wichtigen Wirtschaftsregionen nun mit einem deutlicheren Abschwung anstelle einer leichten Belebung.

Etwas Mut macht den Anlegern jedoch der Investmentchef der UBS, Mark Haefele. Die Marktteilnehmer seien in Krisenfällen in der Vergangenheit zwar ganz gut darin gewesen, die erste Belastung abzuschätzen. Mit Blick auf das Tempo der nachfolgenden Erholung seien sie dann allerdings oft zu pessimistisch gewesen. Es sei zwar extrem unklar, wann die Unsicherheit wegen des Coronavirus ihren Höhepunkt erreiche, so Haefele weiter. Die Bedingungen für eine rasche Entspannung seien allerdings gar nicht schlecht.

"Die Panik an den Märkten endet, wenn die der Notenbanken beginnt", ergänzte der Bofa-Chefstratege Hartnett. Von den Zentralbanken erwartet sich der Experte im März Einiges. Sie hätten auch nur wenige Wochen Zeit, um einzugreifen und damit Arbeitsplatzverluste bei kleineren Unternehmen zu verhindern./ag/mis/stk