FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem mit Spannung erwarteten Auftritt des amerikanischen Notenbankchefs an diesem Freitag haben einige hochrangige Zentralbanker die Erwartungen gedämpft. Drei regionale Fed-Präsidenten sprachen sich gegen baldige Zinssenkungen aus, ein Vertreter will Zinssenkungen nur im Notfall durchführen. Der amerikanische Dollar wurde durch die Bemerkungen gestärkt.

"Wenn ich mir anschaue, wo sich die Wirtschaft befindet, ist es noch nicht an der Zeit", sagte Esther George, Präsidentin der regionalen Notenbank von Kansas, bereits am Donnerstag dem Fernsehsender Bloomberg TV. Sie sei derzeit nicht bereit, der Wirtschaft mehr geldpolitische Unterstützung zu verschaffen.

George steht nicht nur der Notenbank vor, die das Treffen von Jackson Hole veranstaltet, auf der Fed-Chef Jerome Powell an diesem Freitag auftreten wird. Sie gehört auch zu den beiden Zentralbankern, die sich Ende Juli gegen die erste Zinssenkung in den USA seit einer Dekade gestemmt hatten.

Der andere Fed-Vertreter, der gegen diese Zinssenkung gestimmt hatte, ist Eric Rosengren. Der regionale Notenbankchef von Boston gilt wie George als geldpolitischer "Falke", er ist Zinssenkungen also eher abgeneigt. Auch Rosengren hatte sich zuletzt klar gegen weitere Zinssenkungen positioniert.

Gegen eine zusätzliche geldpolitische Lockerung sprachen sich am späten Donnerstagabend auch die regionalen Fed-Chefs von Philadelphia, Patrick Harker, und Dallas, Robert Kaplan, aus. Kaplan schränkte jedoch ein, falls es die Lage erfordere, sei er offen für weitere Schritte.

Am Freitagnachmittag wird US-Notenbankchef Powell die Eröffnungsrede für die alljährliche Fachkonferenz der Fed im amerikanischen Jackson Hole halten. Es wird erwartet, dass er Hinweise auf den kurzfristigen Kurs der Zentralbank fallen lässt. In den vergangenen Jahren hatten Chefs großer Notenbanken mehrfach das Rampenlicht der renommierten Konferenz genutzt, um geldpolitische Entscheidungen vorzubereiten. Auch der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, gehört dazu.

Gestört wird die US-Notenbank fast täglich durch die Politik. US-Präsident Donald Trump wird nicht müde, die aus seiner Sicht zu hohen Leitzinsen als Wachstumsbremse zu kritisieren. Mehrfach hat er die Notenbank und ihren Chef Powell hart angegangen. Die Fed und Powell halten sich bedeckt und verweisen allenfalls auf ihre formale Unabhängigkeit. In einem beispiellosen Schritt hatten vor wenigen Wochen vier ehemalige Fed-Vorsitzende die politische Beeinflussung kritisiert und als Gefahr für die Reputation der Zentralbank bezeichnet./bgf/jkr/fba