Mit 61.700 Funktürmen in zehn europäischen Ländern von Deutschland über Italien bis Spanien würde diese die spanische Cellnex als größten Betreiber von Mobilfunk-Masten in Europa ablösen. Vodafone erwägt, Investoren an Bord zu nehmen oder einen Minderheitsanteil über die Börse zu verkaufen. Mit der Einführung des Mobilfunkstandards 5G kommen auf die Telekommunikations-Konzerne milliardenschwere Investitionen zu. Viele versuchen, sich die Kosten dafür zu teilen, indem sie die Masten für mehrere Netze nutzen. In Italien ist sich Vodafone mit Telecom Italia bereits handelseinig.

Die Briten bringen dort ihre Mobilfunkmasten in die Telecom-Italia-Tochter Inwit ein, die damit allein über 22.000 Funktürme verfügt. Vodafone bekommt dafür 2,14 Milliarden Euro in bar und eine Beteiligung von 37,5 Prozent an Inwit, die schon an der Mailänder Börse gelistet ist. Telecom Italia reduziert seine Beteiligung von 60 auf ebenfalls 37,5 Prozent. Die Partner hoffen über die kommenden zehn Jahren auf 800 Millionen Euro Einsparungen. In Großbritannien teilt sich Vodafone schon jetzt Standorte mit O2 (Telefonica), in Spanien mit Orange.

Doch Vodafone denkt über einzelne Märkte hinaus: Nach der Ausgliederung könnte die Funkturm-Sparte mit einem europaweiten Umsatz von 1,6 Milliarden Euro und einem operativen Gewinn von 900 Millionen Euro nach branchenüblichen Bewertungsmaßstäben bis zu 15 Milliarden Euro schwer sein. Die Aktionäre des weltweit zweitgrößten Mobilfunkbetreibers reagierten enthusiastisch. Die Aktien legten in London mehr als zehn Prozent auf gut 145 Pence zu. Die Abspaltung erleichtere weitere Bündnisse, sagte Vodafone-Chef Nick Read. "Angesichts der Größe und der Qualität unserer Infrastruktur glauben wir, dass das eine große Chance ist, Wert für die Aktionäre zu schaffen." Mit dem Erlös aus einem Teilverkauf oder Börsengang will Vodafone seine Schulden reduzieren.

Bei Finanzinvestoren sind Infrastruktur-Unternehmen beliebt, weil sie langfristig zuverlässige Einnahmen-Ströme garantieren. Funkmasten-Marktführer Cellnex winkte dagegen ab: "Ich glaube, das ist nicht die Art von Projekten, die wir uns anschauen", sagte Firmenchef Tobias Martinez.

Vodafone ist nicht der erste Mobilfunk-Konzern, der seine Infrastruktur abspaltet. Die Deutsche Telekom hat ihre 29.000 Masten in die Deutsche Funkturm eingebracht, überlegt aber noch, was sie damit macht. Beim 5G-Netzausbau arbeitet sie mit der Telefonica-Deutschland-Tochter O2 zusammen.