FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Chemieindustrie hat im ersten Quartal dank einer guten Entwicklung des Pharmabereichs und insgesamt stark steigender Preise mehr umgesetzt. Allerdings verdüsterten sich die Lage und der Ausblick wegen steigender Energie- und Rohstoffkosten sowie Engpässen in den Lieferketten zunehmend, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mitteilte. Einen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr gibt die drittgrößte deutsche Industriebranche angesichts des unsicheren Umfelds weiter nicht.

"Die Kapazitätsauslastung der Anlagen ging erneut zurück und lag unterhalb des Normalbereichs", heißt es im Quartalsbericht des Verbandes. Durch den Krieg in der Ukraine verschärften sich die Probleme, wie Engpässe in den Lieferketten und stark steigende Kosten für Energie und Rohstoffe. "In vielen Unternehmen herrscht deshalb Rezessionsstimmung", warnte der VCI.


   Pharmabereich kompensiert schwächere Chemieproduktion 

Die Chemie- und Pharmaproduktion stieg im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 1,3 Prozent. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergibt sich ein Produktionsplus um 2,8 Prozent, so der Verband weiter. Das Wachstum kam allein aus dem Pharmabereich. Die reine Chemieproduktion verringerte sich verglichen mit den Monaten Oktober bis Dezember 2021 um 1,1 Prozent.

Deutlich aufwärts ging es bei den Preisen: Chemieprodukte kosteten 6,7 Prozent mehr als im Vorquartal und 21,6 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie der Verband mitteilte. Dank der kräftig gestiegenen Preise kletterte der Umsatz der chemisch-pharmazeutischen Industrie im gegenüber dem Vorquartal um 7,8 Prozent auf 66,3 Milliarden Euro zu. Das wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie schwache erste Quartal 2021 wurde um 28,4 Prozent übertroffen.


  Industrielle Kunden zunehmend vorsichtiger 

In der Summe sei vom erhofften Aufschwung nach dem Corona-Winter nichts mehr übriggeblieben, konstatierte VCI-Präsident Christian Kullmann. "Die Perspektiven unserer Branche sind wegen steigender Energie- und Rohstoffkosten zunehmend düster", so Kullmann. Außerdem drosselten industrielle Kunden wegen gestörter Lieferketten ihre Produktion und bestellten weniger Chemikalien.

Angesichts der "unabsehbaren Folgen" des Kriegs in der Ukraine und auch der möglichen Auswirkungen aus dem Umgang Chinas mit der Corona-Pandemie (Null-Covid-Strategie) verzichtet der VCI weiter auf eine quantitative Vorhersage für die Entwicklung der Branche 2022. Mitte März hatte der Branchenverband unter dem Eindruck des russischen Einmarsches in der Ukraine seine Prognose für 2022 ersatzlos zurückgezogen. Bis dahin hatte er ein Umsatzwachstum von 5 Prozent bei 3 Prozent höheren Preisen und einem Anstieg der Produktion um 2 Prozent in Aussicht gestellt.

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May 24, 2022 04:00 ET (08:00 GMT)