FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Chemiebranche sieht die zunehmend unsicheren Gaslieferungen aus Russland mit Sorge und ruft daher zu Einsparungen über die Branche hinaus auf. "Jetzt ist jeder gefordert. Für unsere Unternehmen gilt, dass wir aktuell noch einmal alles geben, um auch die allerletzten Gas-Einsparpotenziale zu heben", sagte Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands VCI. Es sei aber nicht mehr viel zu holen: "Weitere Einsparungen gehen nur über Drosselung oder Verzicht bei der Produktion." Um das zu vermeiden, müssten nun über die Industrie hinaus alle gesellschaftlichen Kräfte zur Einsparung von Gas beitragen.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist mit einem Anteil von 15 Prozent am Gesamtverbrauch der größte Gasverbraucher in Deutschland. Kurzfristig könnten durch den Einsatz alternativer Brennstoffe wie Heizöl und Kohle nur etwa zwei bis drei Terawattstunden gespart werden. Zum Vergleich: Pro Jahr benötigt die Branche rund 135 Terawattstunden Gas. Ohne Gas müssten Produktionsanlagen heruntergefahren werden, so der VCI. Das hätte "gravierende Auswirkungen" auf die Weiterverarbeiter innerhalb und außerhalb der Branche.

Die vorübergehende Abschaltung der Nord Stream 1 Pipeline, über die russisches Gas nach Deutschland transportiert wird, hat Befürchtungen geweckt, dass Moskau die wichtige Gasleitung nach dem Ende der planmäßigen Wartungsarbeiten am Donnerstag nicht wieder in Betrieb nehmen oder die Durchflussmenge reduzieren könnte. Die europäischen Länder beeilen sich aktuell, ihre Gasspeicher schnell wieder aufzufüllen, bevor die starke Nachfrage in der Winterheizsaison einsetzt.

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July 19, 2022 04:00 ET (08:00 GMT)