BERLIN (dpa-AFX) - Im derzeitigen Tarifstreit zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn wird der Ton rauer. "Gemessen an der Stimmung in der Belegschaft könnte der Streik gar nicht lange genug dauern", sagte Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), der "Bild am Sonntag". "Aber wir wollen das System weder dauerhaft lahmlegen noch schädigen. Wir sind immer gesprächsbereit."

Die GDL hatte Anfang Juni die Tarifgespräche für gescheitert erklärt und eine Urabstimmung über Streiks angekündigt. Diese soll am 9. August ausgezählt werden. Weselsky rechnet mit einem eindeutigen Ergebnis. "Die Mitarbeiter sind wütend und frustriert angesichts eines Arbeitgebers, der ihnen weder einen Inflationsausgleich noch eine Corona-Prämie zugesteht, während sich die Führungskräfte weiterhin die Taschen füllen", sagte er. "Die DB hat bisher kein Interesse an einer gütlichen Lösung und verfolgt stattdessen die altbekannte Taktik ,Tarnen, Tricksen, Täuschen'."

Die Bahn wies die Vorwürfe zurück. "Herr Weselsky sollte bei den Fakten bleiben. Die GDL-Spitze war bisher nicht bereit, über unsere Angebote zu verhandeln. Alles was kam, waren Verweigerung und Streikdrohungen - weil beim GDL-Chef bisher Machtinteressen im Vordergrund stehen", sagte eine Sprecherin am Sonntag. Wer Lösungen wolle, komme an den Verhandlungstisch. "Wenn Herr Weselsky es nun wirklich ernst meint mit seiner Gesprächsbereitschaft, dann braucht es auch keine Urabstimmung."/red/DP/he