Die Rettungsaktion des chinesischen Festlandes beinhaltet Zinssenkungen, eine Lockerung der Anzahlungsanforderungen bei Hypotheken und Liquiditätsspritzen zur Unterstützung des Aktienmarktes. All dies zur gleichen Zeit. Dieses öffentliche Ausgabenprogramm ergänzt die bereits früher in der Woche angekündigte Lockerung der Geldpolitik. Die Zentralbank hatte sogar die Reservenanforderungen für Geschäftsbanken gesenkt, damit diese leichter Kredite an Unternehmen vergeben können.

Auf den globalen Märkten herrscht ein kollektives Aufatmen. Zuerst in China, wo der MSCI China gestern um 6%, am Dienstag um 5% zulegte und heute wohl nochmal um 4% nachlegt. Dieser allgemeine Höhenflug betrifft sowohl Hongkong als auch die kontinentalen Indizes. Dann sind die Branchen, die vom chinesischen Markt abhängen, regelrecht durch die Decke gegangen: Metallindustrie, Online-Handel, Bergbau und Luxusgüter sind die strahlenden Sieger. Um ins Detail zu gehen: Im Luxussegment machen LVMH, Kering, Burberry und Hermès einen Sprung von über 9%, Swatch von 12% und L'Oréal von 7%. Im Industriesektor legen ArcelorMittal und Thyssenkrupp um 9% zu, aber die Bergbauunternehmen sind die wahren Stars: Rio Tinto und BHP mit einem Plus von 10%, Glencore mit 12%, Anglo American und Eramet sogar mit 14%. Und schließlich schießen die großen Online-Händler wie JD.com und Alibaba um 32% bzw. 18% in die Höhe.

Trotz der ausgelassenen Stimmung auf den Märkten bleibt eine gewisse Skepsis hinsichtlich der Langzeitwirkung dieser Maßnahmen. Packt China seine strukturellen Probleme wirklich bei den Hörnern? Das Problem der privaten Überschuldung mit öffentlicher Verschuldung zu bekämpfen, ist kein Allheilmittel. Die Beteiligten müssen einen kühlen Kopf bewahren, denn so verführerisch die Vorstellung eines chinesischen Staates als Wachstumsgarant auch sein mag, es könnte für die Anleger, die aus Angst, den Anschluss zu verpassen (FOMO), auf den Zug aufgesprungen sind, schnell zum Bumerang werden.
 
Zum Schluss noch ein Leckerbissen: Die Ökonomen von Barclays spekulieren über die mögliche Einführung eines Immobilienstabilisierungsfonds von 5 Billionen CNY und einer Konsumsubvention für die lokale Regierung von 4 Billionen CNY, verteilt über zwei Jahre. Sollten diese Maßnahmen Wirklichkeit werden, könnten sie dem chinesischen BIP-Wachstum einen zusätzlichen Prozentpunkt bescheren.