Spezialisten auf dem Verlegeschiff "Fortuna" schweißten am Montag das letzte Rohr der über 1200 Kilometer langen Pipeline zusammen, teilte die Betreibergesellschaft mit. Nun werde es auf den Meeresboden abgesenkt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte der Nachrichtenagentur Interfax zufolge, die Pipeline werde schon in wenigen Tagen den Betrieb aufnehmen. Das Unternehmen selbst erklärte, der Betrieb solle bis Ende des Jahres starten. Das milliardenschwere Gas-Projekt soll die Kapazitäten der bereits bestehenden Nord-Stream-Pipeline zwischen Russland und Deutschland verdoppeln.

Die Gas-Röhre ist politisch umstritten. Die USA, die Ukraine und weitere Staaten vor allem aus Osteuropa lehnen sie mit der Begründung ab, sie mache die europäischen Abnehmerstaaten abhängig von russischen Erdgaslieferungen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte in der Vergangenheit Gas bereits als politisches Druckmittel eingesetzt. Die Regierungen in Berlin und Washington hatten aber im Juli den Streit über das Projekt ausgeräumt. Deutschland hatte unter anderem zugesagt, dass es notfalls auch für Sanktionen gegen Russland eintritt, falls die Leitung von der Regierung in Moskau dazu verwendet werden sollte, der Ukraine oder anderen osteuropäischen Ländern zu schaden.

Die in der Schweiz ansässige Projektgesellschaft Nord Stream 2 gehört dem russischen Energieriesen Gazprom. An der Finanzierung der Röhre beteiligen sich fünf westliche Unternehmen: der Düsseldorfer Versorger Uniper, Wintershall Dea, die französische Engie, das österreichische Energieunternehmen OMV und Shell. Die Gesamtkosten werden auf 9,5 Milliarden Euro beziffert, von denen die eine Hälfte Gazprom übernimmt und die andere die europäischen Partner. OMV und Uniper sind nach früheren Angaben mit jeweils bis zu 950 Millionen Euro dabei. Die Pipeline soll nach ihrer endgültigen Fertigstellung Gas von der Narwa-Bucht in Russland bis Lubmin in der Nähe von Greifswald transportieren.