Berlin (Reuters) - Die Deutschen schätzen die Innovationskraft der heimischen Wirtschaft nicht besonders hoch ein.

Nur neun Prozent sind der Meinung, Deutschland sei aktuell bei der Entwicklung neuer Technologien sehr wettbewerbsfähig, ergab eine am Donnerstag veröffentlichte repräsentative Umfrage im Auftrag des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). "Die Bevölkerung hat erhebliche Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands", sagte VDI-Direktor Adrian Willig. "Mit Blick auf technische Innovationen ist es um Deutschland offensichtlich schlecht bestellt." Auf die Frage, ob Deutschland auch 2035 noch zu den führenden Innovationsstandorten der Welt gehört, antworten nur 13 Prozent der Befragten mit "Ja".

Alarmierend ist demnach der Blick der mehr als 1000 Befragten auf den Automobilsektor, einer seit Jahrzehnten wichtigen Schlüsselindustrie des Landes: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) glaubt nicht daran, dass auch in zehn oder 15 Jahren noch die besten Autos der Welt aus Deutschland kommen, wie es in der Umfrage hieß. "Vor dem Hintergrund der strukturellen Bedeutung der Automobilindustrie für das deutsche Innovationssystem ist das ein alarmierendes Signal", sagte VDI-Direktor Willig.

Gleich mehrere Standortfaktoren in Deutschland stimmten mittlerweile nicht mehr, sagte VDI-Präsident Lutz Eckstein: "Die Energieversorgung ist mit Unsicherheiten behaftet, die Energiekosten um Faktor fünf höher im Vergleich zu konkurrierenden Wirtschaftsräumen, der Fachkräftemangel nimmt zu und die Genehmigungsprozesse sind in vielen Bereichen zu langwierig". Die Chance für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort liege darin, die global notwendigen Technologien zur Erzeugung nachhaltiger Energieträger, zur Speicherung sowie zum Transport und schließlich zur Wandlung in Kraft und Wärme zu entwickeln, zu produzieren und auch zu exportieren.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)