Washington/Berlin (Reuters) - Trotz der Virus-Pandemie hat die US-Wirtschaft 2021 das höchste Wachstumstempo seit 1984 hingelegt.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 5,7 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Donnerstag mitteilte. Vorausgegangen war allerdings das vom Corona-Ausbruch überschattete Jahr 2020, als die Konjunktur mit 3,4 Prozent so stark abstürzte wie seit 74 Jahren nicht mehr. Obwohl mit Omikron nun Ende 2021 eine neue Virus-Welle über das Land hinwegrollte, steigerte die Wirtschaft ihr Wachstumstempo sogar. Das BIP legte im vierten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 6,9 Prozent zu und damit kräftiger als von Experten erwartet.

Viele Betriebe füllten angesichts anziehender Nachfrage ihre in der Pandemie ausgedünnten Lagerbestände auf, was der Konjunktur einen Schub verlieh. LBBW-Ökonom Dirk Chlench rechnet vor, dass diese Art von Investitionen um rund 240 Milliarden Dollar in die Höhe schossen: "Sie trugen damit sage und schreibe knapp fünf Prozentpunkte zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum bei."

Das US-Wachstum sei wegen dieses Nachholeffekts nur auf den ersten Blick phänomenal, gibt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz zu bedenken: "Im aktuellen Quartal dürfte der Schwung deutlich nachlassen." Die Omikron-Welle habe die Wirtschaft erst im Dezember getroffen. In den Zahlen zum vierten Quartal zeigten sich die Folgen daher noch nicht vollständig: "Wir erwarten daher - auch weil der Impuls vom Lager spürbar kleiner ausfallen sollte - im ersten Quartal ein deutlich niedrigeres Wachstum von 2 bis 3 Prozent."

Die Konsumfreude der Bürger lieferte im Oktober kräftige Impulse für das Wachstum im vierten Quartal, bevor ihr das Aufkommen von Omikron zum Jahresende hin einen Dämpfer versetzte. Mit einem Zuwachs beim privaten Verbrauch von 3,3 Prozent ergab sich letztlich allerdings auch ein starker Wachstumsbeitrag zum BIP. Allerdings nagten die zuletzt immer rasanter steigenden Preise an der Kaufkraft der Verbraucher.

AUSSICHTEN TROTZ EINER ZINSWENDE GÜNSTIG

Die Notenbank Federal Reserve hat angesichts der damit verbundenen Risiken die Zinswende für März eingeläutet, der noch mehrere Schritte nach oben im Jahresverlauf folgen dürften. Sie will damit dazu beitragen, dass die Inflation nicht aus dem Ruder läuft. Zugleich räumte sie ein, dass das Aufkommen der Corona-Mutante Omikron eine Gefahr für den Konjunkturausblick sei. Laut Fed-Chef Jerome Powell dürfte das Virus-Geschehen das Wachstum im ersten Quartal "sicherlich beeinträchtigen". Doch werde die Welle wohl schnell vorübergehen und somit könnten auch ihre Folgen für die Wirtschaft nachlassen.

"Trotz Omikron bleiben die Aussichten für 2022 günstig, die wirtschaftliche Grunddynamik dürfte aber sinken. Die anstehenden Leitzinserhöhungen der Fed sind grundsätzlich kein Wachstumskiller", so die Einschätzung von Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.