Die Fed gehe mit Blick auf den Arbeitsmarkt und die Inflation nahezu von einem Idealszenario für 2020 aus, warnte der Chef des Fed-Ablegers von Boston, Eric Rosengren, am Montag vor Industrievertretern im Bundesstaat Connecticut: "Wir sollten auf der Hut sein, was das Auftreten möglicher Risiken betrifft." So könne es sein, dass ein angespannter Arbeitsmarkt dazu führe, dass die Inflation plötzlich anziehe. Auch wenn die meisten Prognosen nicht von einem solchen Szenario ausgingen, bleibe dies dennoch eine Gefahr - zumal wenn eine konjunkturstimulierende Geldpolitik und ein angespannter Arbeitsmarkt aufeinanderträfen.

Rosengren hatte voriges Jahr gegen die drei Zinssenkungen der Fed gestimmt. Die Notenbank beließ den Schlüsselzins zuletzt in einer Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent und signalisierte, vorerst stillzuhalten. Rosengren verwies vor den Industriellen darauf, dass die mit dem Handelskonflikt und den Ende 2020 anstehenden Präsidentenwahlen zusammenhängende Unsicherheit auf den Investitionen in den USA laste. Mit Blick auf die am Mittwoch anstehende Unterzeichnung einer Teileinigung im Handelsstreit der USA mit China sagte er, eine solches Abkommen könne die Sorgen im Zusammenhang mit dem Zollkonflikt nicht zerstreuen.

Mitte Dezember hatten sich beide Länder nach langem Gezerre auf ein erstes Teilabkommen zur Lösung des Streits geeinigt. Die USA sagten unter anderem zu, einige ihrer angehobenen Zölle auf chinesische Waren zu reduzieren. Im Gegenzug will China mehr Waren aus der Landwirtschaft, der Industrie und dem Energiesektor der USA einführen.