New York/Frankfurt (Reuters) - Die lahmende Weltwirtschaft hat die US-Banken erreicht: Zum Auftakt der Berichtssaison meldeten vier der größten Geldhäuser der USA am Freitag Gewinneinbrüche.

Insbesondere die schrumpfenden Provisionen im Investmentbanking belasteten die Bilanzen der US-Institute. Marktführer JP Morgan schnitt mit einem Gewinnrückgang im dritten Quartal von 17 Prozent auf 9,7 Milliarden Dollar noch am besten ab und überraschte Analysten positiv. Die Profite beim Rivalen Citigroup gingen im dritten Quartal um ein Viertel auf 3,5 Milliarden Dollar zurück.

Bei Morgan Stanley und Wells Fargo brachen die Gewinne sogar jeweils um ein Drittel ein. Morgan Stanley erzielte einen Nettogewinn von 2,49 Milliarden Dollar und damit etwas weniger als die Analysten-Prognosen. Bei Wells Fargo ist der Gewinneinbruch um 31 Prozent nicht nur der aktuellen Wirtschaftslage geschuldet: Das Institut zahlte zwei Milliarden Dollar allein für Gerichtsverfahren, Konfliktlösungen mit Kunden und regulatorischen Kosten im Rahmen der Aufarbeitung des Skandals um fiktive Kundenkonten.

SCHLECHTE ZEITEN FÜR BÖRSENGÄNGE

Die kräftigen Einbrüche bei drei der größten US-Banken sind in erster Linie auf die mauen Konjunkturaussichten im Investmentbanking zurückzuführen. Die globale Flaute bei Fusionen und Übernahmen hielt nun schon das dritte Quartal in Folge an. In den USA brachen die Volumina im dritten Jahresviertel um fast 63 Prozent ein und das zeigt sich nun auch in den Geschäftszahlen.

Beim US-Marktführer JP Morgan und eine der Top-Adressen für globale M&A-Deals ging der Gewinn in der Investmentbank im abgelaufenen Quartal um 43 Prozent zurück bei einem Ertrag von 1,7 Milliarden Dollar. Bei Morgan Stanley halbierten sich die Erlöse in dem Bereich auf 1,23 Milliarden Dollar. Die steigenden Kosten der Schuldenaufnahme zwangen viele Unternehmen dazu, große Übernahmen zu verschieben und Börsengänge erst einmal auf die lange Bank zu schieben. Citigroup verzeichnete einen drastischen Wegfall der Geschäfte im Investmentbanking, wo Umsätze um 64 Prozent auf 631 Millionen Dollar stürzten. Vor einem Jahr markierte Citi in diesem Segment noch eines ihrer erfolgreichsten Quartale im vergangenen Jahrzehnt.

MILLIARDEN-PUFFER FÜR ZAHLUNGS- UND KREDITAUSFÄLLE

Die Zeichen einer drohenden Rezession zwingen Geldhäuser zudem zu höheren Rückstellungen: "Wir rechnen mit einem stetigen Anstieg von Zahlungsausfällen und schlussendlich mit Kreditverlusten, nur der Zeitablauf bleibt unklar," sagte Wells Fargo-Chef Charlie Scharf. Das Geldhaus bildete im abgelaufenen Quartal Rückstellungen für drohende Kreditausfälle im Volumen von 784 Millionen Dollar, beim Branchenprimus JP Morgan lag die Risikovorsorge bei 808 Millionen. Gegenwind für die Bankgeschäfte sei die "hartnäckig hohe Inflation", die zu weltweit höheren Zinsen führe, erklärte Konzernchef Jamie Dimon. Dennoch seien US-Firmen gesund, es gäbe viele Jobs auf dem Arbeitsmarkt und Verbraucher verfügten über solide Finanzen. Die Citigroup stockte ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft um 370 Millionen Dollar im Quartal auf, womit sich auch die Kreditkosten der Bank erhöhten.

Immerhin können sich Banker auf das Geschäft mit der Vermögensveraltung und festverzinslichen Wertpapieren verlassen: Die Erhöhung des US-Leitzinses von null auf 3 bis 3,25 Prozent gibt dem Einlagengeschäft Rückenwind. Morgan Stanley konnte Erlöse im Bereich Wealth Management um drei Prozent steigern. Auch Citigroup steigerte ihre Erträge im Geschäft mit Treasury und Trade Solutions, bei dem die Bank täglich drei Billionen US-Dollar verwaltet, um 40 Prozent. "Ich glaube nicht, dass eine Finanzkrise kommen wird", sagte Citigroup-Finanzvorstand Mark Mason.

Am Montag präsentiert die zweitgrößte US-Bank, Bank of America, ihr Zahlenwerk, gefolgt von Goldman Sachs am Dienstag.

(Bericht von Saeed Azhar, Lananh Nguyen, New York, Noor Zainab Hussain, Niket Nishant, Mehnaz Yasmin, Sweta Singh, Manya Saini, Marta Orosz und Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)