Die Erholung am US-Arbeitsmarkt von der Corona-bedingten Entlassungswelle im Frühjahr verlangsamt sich.

Im August wurden 1,371 Millionen Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, wie die Regierung am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 1,4 Millionen gerechnet, nachdem es im Juli noch mehr als 1,7 Millionen und im Juni knapp 4,8 Millionen waren. Die in einer getrennten Umfrage ermittelte Arbeitslosenquote fiel allerdings überraschend deutlich auf 8,4 von 10,2 Prozent. Hier war nur ein Rückgang auf 9,8 Prozent erwartet worden.

"Nach zunächst flotter Aufholjagd geht dem US-Arbeitsmarkt langsam die Puste aus", sagte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. "Die Geschäfte laufen oft noch nicht wieder rund." Bei anhaltender Unsicherheit und hohem Kostendruck dürfte die Reihe bereits angekündigter Stellenkürzungen noch länger werden. United Airlines will am 1. Oktober mehr als 16.000 Beschäftigte entlassen, American Airlines will seine Belegschaft um 40.000 Mitarbeiter schrumpfen. Der Autobauer Ford will bis zum Jahresende 1400 Jobs in den USA abbauen, während Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs ebenfalls Entlassungen angekündigt haben.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt kann mit ausschlaggebend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl am 3. November sein, bei der sich Amtsinhaber Donald Trump gegen seinen Rivalen Joe Biden von den Demokraten durchsetzen muss. In der Krise gingen mehr als 22 Millionen Jobs verloren, von denen bislang etwa die Hälfte zurückgewonnen wurde. Anfang Oktober wird zum letzten Mal vor dem Urnengang eine Arbeitsmarktbilanz gezogen. "Sollte in den kommenden Monaten die Anzahl der Beschäftigten nur schleppend vorankommen, dürfte es für den amtierenden US-Präsidenten eng werden", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Biden wirft Trump vor, die Corona-Pandemie unterschätzt zu haben und für die Misere am Arbeitsmarkt mitverantwortlich zu sein.

Die US-Notenbank Fed hat wegen der Krise einen Strategieschwenk vollzogen, um wieder Vollbeschäftigung zu erreichen. Dabei hat sie auch die Integration von sozial benachteiligten Amerikanern in den Arbeitsmarkt im Blick. Sie könnte noch dieses Jahr neue Konjunkturhilfen auf den Weg bringen. Die Fed hatte ihr Ziel Vollbeschäftigung bereits erreicht, bevor wegen den Folgen der Pandemie eine Entlassungswelle einsetzte.