--US-Zentralbank signalisiert weitere Zinserhöhungen

--Powell will mehr Beweise für Rückgang der Inflation

--Endpunkt der Zinserhöhungen im Fokus der Märkte

(NEU: Pressekonferenz von Powell)

Von Nick Timiraos

WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Notenbank hat den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht und signalisiert, dass sie die Zinsen im nächsten März erneut anheben will, um die Inflation weiter zu senken. Der Leitzins liegt jetzt in der Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Ökonomen und Börsianer hatten mit diesem Beschluss gerechnet. Der Beschluss des Federal Open Market Committee (FOMC) fiel einstimmig. Mit der Erhöhung um 25 Basispunkte hat die Fed das Tempo ihrer geldpolitischen Straffung gedrosselt.

Im Dezember hatten die Notenbanker den Leitzins um 50 Basispunkte erhöht, davor war der Schlüsselzins in vier aufeinanderfolgenden Sitzungen um jeweils 75 Basispunkte gestiegen. Die langsamere Anhebung spiegelt das wachsende Vertrauen der Notenbanker wider, dass die Wirtschaft auf ihre Bemühungen, die Nachfrage zu dämpfen und die Inflation zu senken, anspricht.

Die Notenbanker verwiesen auf jüngste Verbesserungen der Inflationswerte, änderten aber in ihrem Statement die Aussagen über künftige Zinsschritte nicht wesentlich. "Der Ausschuss geht davon aus, dass weitere Zinserhöhungen angemessen sein werden, um einen ausreichend restriktiven geldpolitischen Kurs zu erreichen", hieß es in der Erklärung. "Die Inflation hat sich etwas abgeschwächt, bleibt aber erhöht", erklärte die Fed.


   Powell: Disinflation noch in früher Phase 

In seiner Pressekonferenz bekräftigte Fed-Chef Jerome Powell diesen Punkt und sagte, die Notenbank sei "fest entschlossen", die Inflation auf den Zielwert von 2 Prozent zurückzubringen. Der disinflationäre Prozess sei noch in einer "frühen Phase" und der Arbeitsmarkt bleibe "extrem angespannt". Es brauche Zeit, bis die Geldpolitik wirke. "Wir halten Kurs, bis der Job erledigt ist", sagte Powell. Die Fed denke nicht daran, zwischen den Treffen eine Pause einzulegen.

"Wir brauchen weitere Beweise, dass die Inflation auf dem Rückzug ist", sagte Powell. "Eine Zinssenkung in diesem Jahr ist wahrscheinlich nicht angebracht." Die Inflation verlangsamt sich vor allem deshalb, weil die Preise für Energie und andere Güter sinken. Der starke Anstieg der Wohnkosten hat sich zwar abgeschwächt, ist aber noch nicht in den offiziellen Preisindikatoren angekommen.

Infolgedessen haben Powell und mehrere seiner Kollegen kürzlich ihre Aufmerksamkeit auf eine engere Untergruppe arbeitsintensiver Dienstleistungen gelenkt, indem sie die Preise für Lebensmittel, Energie, Unterkunft und Waren ausschlossen. Powell hat jüngst gesagt, dass die Preise in dieser Kategorie, die im Dezember um 4,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind, der beste Indikator dafür sind, dass höhere Lohnkosten auf die Verbraucherpreise durchschlagen.


   Endpunkt der Zinserhöhungskampagne im Fokus 

Um die hohe Inflation zu bekämpfen, hat die Fed in den vergangenen Monaten die schnellste Serie von Zinserhöhungen seit Anfang der 1980er Jahre durchgeführt und den Leitzins um insgesamt 450 Basispunkte angehoben.

Die Märkte treibt derzeit die Frage um, wann die Zinserhöhungskampagne ihren Höhepunkt erreichen wird. Im Dezember rechneten die meisten US-Notenbanker mit einer Anhebung des Leitzinses auf eine Spanne zwischen 5,00 und 5,25 Prozent in diesem Jahr. Nach der aktuellen Erhöhung würde diese Prognose weitere Erhöhungen um jeweils 25 Basispunkte bei den Sitzungen im März und Mai bedeuten, gefolgt von einer Pause bei den Zinsschritten.

"Die erneute Verlangsamung des Tempos der geldpolitischen Straffung heizt die Debatte an, wie weit der US-Leitzinsgipfel noch entfernt ist", meinte LBBW-Analyst Elmar Völker. "Und die Chancen stehen schon wegen starker Basiseffekte gut, dass der Trend zu nachlassender Teuerung in den kommenden Monaten weitergeht."

Mitarbeit: Andreas Plecko

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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February 01, 2023 15:23 ET (20:23 GMT)