--Regierungschefin: Werden Nato "offiziell" über Beitrittswunsch informieren

--Putin kündigt "Reaktion" an

(NEU: Reaktion Frankreichs; schwedisch-türkische Gespräche über Beitritt)

STOCKHOLM (AFP)--Schweden wird als Reaktion auf den russischen Krieg gegen die Ukraine die Nato-Mitgliedschaft beantragen. Ministerpräsidentin Magdalena Andersson sagte am Montag in Stockholm, ihre Regierung habe beschlossen, die Allianz offiziell über den Beitrittswunsch in Kenntnis zu setzen. Zuvor hatte bereits die finnische Regierung ihr Beitrittsgesuch offiziell beschlossen. Am Montag beriet das Parlament in Helsinki über die Entscheidung, seine Zustimmung gilt als Formsache.

"Wir verlassen eine Ära, um in eine neue einzutreten", sagte Andersson. Sie gehe davon aus, dass das Verfahren zur Aufnahme Schwedens in die Nato "nicht länger als ein Jahr dauern" werde.

Für Schweden markiert die Entscheidung zum Nato-Beitritt wie für Finnland nach jahrzehntelanger Bündnisneutralität eine Zäsur. In beiden Ländern galt ein Beitritt zu dem Militärbündnis lange Zeit als undenkbar, der russische Krieg gegen die Ukraine führte jedoch zu einem Umdenken.

In Finnland unterstützen laut Umfragen inzwischen rund zwei Drittel der Menschen einen Nato-Beitritt, in Schweden sind es rund 50 Prozent. Auch die überwältigende Mehrheit der Parlamentsabgeordneten beider Länder spricht sich für den Nato-Beitritt aus.

Finnlands Regierungschefin Sanna Marin sprach am Montag von einem "grundlegend veränderten Sicherheitsumfeld". "Das einzige Land, das die europäische Sicherheit bedroht und jetzt offen einen Angriffskrieg führt, ist Russland", sagte sie vor dem Parlament in Helsinki. Die Zustimmung der finnischen Abgeordneten zu dem Nato-Beitrittsantrag gilt als Formsache. Wegen der hohen Zahl an Wortmeldungen von Abgeordneten wurde für Montag aber noch keine Abstimmung erwartet.

Russland hatte auf die Nato-Beitrittspläne insbesondere seines Nachbarlands Finnland in den vergangenen Wochen mit Kritik und Drohungen reagiert.

Kreml-Chef Wladimir Putin sagte am Montag bei einem Treffen des Militärbündnisses Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS), die Nato-Erweiterung um Schweden und Finnland sei für Russland zwar "keine direkte Bedrohung". Die "Ausweitung der militärischen Infrastruktur" der Nato auf die beiden Länder werde aber "zweifellos eine Reaktion" Russlands nach sich ziehen. Der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow hatte die Beitrittspläne der nordischen Länder zuvor als "weiteren schweren Fehler mit weitreichenden Folgen" bezeichnet.

Die Nato hatte positiv auf die Beitrittspläne Schwedens und Finnlands reagiert. Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte nach informellen Beratungen der Außenminister des Bündnisses am Sonntag in Berlin, die Tür der Allianz stehe "offen". Für die als heikel geltende Übergangsphase zwischen Bewerbung und offiziellem Beitritt sicherte er Finnland und Schweden Unterstützung zu, auch in Form einer "erhöhten Nato-Präsenz in der Region".

Für den Beitritt Finnlands und Schwedens ist ein einstimmiges Votum der Nato sowie die Ratifizierung der Bündnis-Erweiterung durch die Parlamente der 30 bisherigen Mitgliedstaaten nötig.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte am Sonntag, Deutschland sei auf eine Ratifizierung des Nato-Beitritts der nordischen Länder im Schnellverfahren vorbereitet. Der Beitritt der beiden nordischen Staaten mit ihren starken Verteidigungsfähigkeiten werde das Bündnis stärker machen, betonte sie. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte am Montag, er unterstütze die "souveräne Entscheidung Schwedens, schnell der Nato beizutreten, voll und ganz".

Für Irritationen im Bündnis hatte zuletzt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gesorgt, der erklärt hatte, Ankara habe keine "positive" Haltung zum Beitritt Schwedens und Finnlands zur Nato. Zur Begründung verwies er auf die angebliche Unterstützung der beiden Länder für kurdische Extremisten. Stoltenberg sagte dazu am Sonntag, die Türkei habe erklärt, einen Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands nicht "blockieren" zu wollen. Schwedens Verteidigungsminister Peter Hultqvist kündigte Gespräche zwischen schwedischen und türkischen Vertretern in der Türkei an.

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May 16, 2022 11:13 ET (15:13 GMT)