--Merkel: Müssen Schritt für Schritt vorsichtig vorgehen

--Merkel: Pandemie-Ende erst beim Zugang aller zu Vakzinen

--Lufthansa vermisst Geschäftsreisende

(Neu: Weitere Details, Lufthansa )

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat angesichts der höheren Ansteckungsgefahr bei der Delta-Variante des Coronavirus vor zu viel Leichtsinn in der aktuellen Corona-Pandemie und in der Reisetätigkeit gewarnt. Sie bat die Luftfahrtindustrie, die besonders unter der Corona-Pandemie gelitten hat, hier um Verständnis. Die Lufthansa forderte hingegen, dass nach der Aufhebung der Reisebeschränkungen für Reisende aus den USA nun auch Washington die Tore für Reisende aus Europa in die USA öffnet.

"Sie sind ja mit eine Branche, die echt tiefe Täler durchschritten hat. Wir haben versucht, das Leid etwas abzumildern", erklärte Merkel auf dem zweiten Nationalen Luftfahrtkonferenz mit Blick auf die staatlichen Hilfen für die Branche.

"Ich bitte aber auch um Verständnis, wenn wir an manchen Stellen noch ein bisschen vorsichtig sind. Wir wollen halt nicht diese dauernden rein und raus in die Kartoffeln, sag ich jetzt mal. Wenn wir jetzt mal sehen, was in Großbritannien auch gerade jetzt sich wieder an Entwicklung ergeben hat mit der Delta-Variante - wir müssen einfach Schritt für Schritt und vorsichtig vorgehen."

Zuvor hatten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auch das Robert Koch-Institut davor gewarnt, das Erreichte in der Corona-Pandemie nicht zu verspielen. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Delta-Variante das Infektionsgeschehen in Deutschland beherrsche, so Spahn. Ungeimpfte und Erstgeimpfte müssten daher weiter Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.


   Vorsicht bei Reisetätigkeiten 

Merkel betonte, dass sich wegen der steigenden Infektionszahlen die Aussichten für den von der Corona-Pandemie stark gebeutelten Luftverkehrssektor aufhellen.

"Mit weiterem Impffortschritt gewinnt die Reisetätigkeit wieder an Fahrt", so Merkel. Aber dennoch sei Vorsicht nötig.

"Wir beobachten insbesondere die länderspezifischen Risiken und Virus-Varianten weiter sehr genau. So können wir schnell einschätzen, ob es vertretbar ist, bestimmte Flugverbindungen wieder zu ermöglichen. Aus diesem und natürlich auch vielen anderen Gründen ist es wichtig, Impfungen eben nicht nur als nationale Frage zu betrachten", sagte Merkel. "Die Pandemie wird erst vorbei sein, wenn alle Menschen einen Zugang zu Impfstoffen hatten."

In dem Kontext äußerte sich Merkel auch zufrieden darüber, dass im Streit zwischen den USA und Europa die gegenseitigen Strafzölle auf die Flugzeughersteller Airbus und Boeing vorübergehend ausgesetzt worden sind. Man müsse nun die Zeit nutzen, um den Streit zu lösen, mahnte Merkel.


   Lufthansa vermisst Einreiselockerung in die USA 

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte auf der Konferenz im Gespräch mit Merkel, dass aktuell fast ausschließlich touristische Verkehre stattfinden, durch die die Auslastung deutlich unter dem Vergleichsjahr 2019 liegt. "Uns fehlen die Geschäftsreisen", so Spohr. Besonders fehle die Öffnung der USA für Reisende aus Europa.

Die Europäische Union lasse US-Bürger wieder einreisen. Er hoffe, dass US-Präsident Joe Biden auch bald Europäern erlaube, wieder in die USA zu reisen, sagte Spohr.

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June 18, 2021 06:42 ET (10:42 GMT)