--Fed hält Leitzins bei 0,00 bis 0,25 Prozent

--Notenbanker beraten über Abbau der Bilanz

--Abbau der Bilanz in vorhersehbarer Weise

--Leitzins soll wichtigstes Instrument sein

(NEU: Pressekonferenz von Powell, Analyst)

Von Nick Timiraos und Andreas Plecko

WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Notenbank hat das Zinsniveau stabil gehalten und ihre Absicht bekundet, den Leitzins im März anzuheben - der jüngste Schritt in Richtung eines Abbaus der Stimulierungsmaßnahmen zur Eindämmung der hohen Inflation. Der Beschluss, den Leitzins bei 0,00 bis 0,25 Prozent zu belassen, fiel einstimmig. Ökonomen und Börsianer hatten diese Entscheidung erwartet. Händler rechnen mit vier Zinserhöhungen in diesem Jahr, bevor die Zentralbank eine quantitative Straffung in Form einer Verkürzung ihrer Bilanz vornimmt.

"Es wird bald angemessen sein, das Zielband für den Leitzins anzuheben", hieß es in der Erklärung der Fed. Die Zentralbank beschloss eine letzte Runde der Ankäufe von Wertpapieren, womit das Programm bis März abgeschlossen sein wird. Die Notenbanker berieten darüber, wie und wann das 9 Billionen Dollar schwere Wertpapierportfolio der Fed, das sich seit März 2020 mehr als verdoppelt hat, abgebaut werden soll. Die Fed veröffentlichte eine separate einseitige Erklärung, in der die wichtigsten Grundsätze für diesen Prozess dargelegt wurden.

Die Inflation in den USA liegt mit derzeit 7,0 Prozent weit über dem Zielwert der Fed, die eine jährliche Rate von 2 Prozent anpeilt. Die Gründe für die aus dem Ruder laufende Teuerung sind die starke Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sowie Engpässe in den Lieferketten im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise.


   Spekulationen über Zinsschritt um 50 Basispunkte 

An den Märkten wird spekuliert, ob die Fed zu der "Shock and Awe"-Taktik drastischer Zinserhöhungen zurückkehrt, die sie in den 1980er und 1990er Jahren zur Inflationsbekämpfung eingesetzt hat, oder ob sie den maßvollen Ansatz der jüngsten Jahre beibehält. Da die Inflation den höchsten Stand seit vier Jahrzehnten erreicht hat, mehren sich Spekulationen über eine drastische Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte im März.

Fed-Chef Jerome Powell und seine Kollegen haben angedeutet, dass sie mit dem Abbau der Anleihenbestände früher beginnen werden als nach dem Stopp der Anleihekäufe im Jahr 2014. Sie haben auch angedeutet, dass der Prozess der Schrumpfung dieser Bestände - indem sie Wertpapiere fällig werden lassen, ohne deren Erlöse in neue Papiere zu reinvestieren - wahrscheinlich schneller vonstatten gehen wird als beim letzten Mal, als die Fed ihre Bestände im Jahr 2017 reduzierte.

Die Fed erklärte jetzt, dass sie in erster Linie mit dem Leitzins auf Veränderungen der Wirtschaftsaussichten reagieren will. Die Notenbanker haben angedeutet, dass sie sich wieder für einen Abbau ihrer Bestände entscheiden würden, der nach einem vorher festgelegten Zeitplan abläuft, sobald sie die Zinsen angehoben haben. Die Erklärung enthielt jedoch keine Hinweise darauf, wann dieser Prozess beginnen könnte.


   Zeitpunkt für Start des Bilanzabbaus noch offen 

Auch Powell sagte in seiner Pressekonferenz, die Fed habe noch nicht entschieden, wie und wann die Bilanz abgebaut werde. In den kommenden Sitzungen werde das Federal Open Market Committee weiter über diese Frage beraten und bei der nächsten Sitzung werde es wohl Details geben. Die Verkürzung der Bilanz werde in einer vorhersehbaren Weise erfolgen, sagte Powell. Die Fed werde zumindest ein Treffen nach der ersten Zinserhöhung nutzen, um über die Bilanz zu entscheiden.

Powell sagte weiter, durch die Wirtschaft laufe eine breite Inflationswelle und pandemiebezogene Faktoren sorgten für eine hohe Inflation. Doch die Fed sei der Preisstabilität verpflichtet. "Die Geldpolitik wird flink sein müssen", sagte Powell. Der Arbeitsmarkt zeige indessen bemerkenswerte Fortschritte, die Jobzuwächse fänden auf einer breiten Basis statt. Dennoch dürfte die jünste Pandemiewelle die Wirtschaft im ersten Quartal belasten.

LBBW-Analyst Elmar Völker rechnet mit einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte im März, wobei bis Jahresende drei weitere Schritte im Quartalsrhythmus folgen sollten. "Ein Risiko, dass es sogar noch schneller nach oben geht, ist nicht von der Hand zu weisen, falls die Bedrohlichkeit der Inflationsaussichten weiter zunehmen sollte. Die Fed dürfte jedoch weiterhin bemüht sein, eine überstürzte Straffung der Geldpolitik und den hiermit verbundenen Anschein von Panik zu vermeiden, da sie einen durch scharfe Finanzmarktkorrekturen ausgelösten Konjunkturrückschlag fürchtet", sagte Völker.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/apo/cln

(END) Dow Jones Newswires

January 26, 2022 15:31 ET (20:31 GMT)